Peripherie vs. Tirana

1.-2. Tag: Anreise / Kruja und Shkodra, Montenegro

3. Tag: Albaniens Mitte

4.-6. Tag: Südalbanien

7.-10. Tag: Nordmazedonien bis Tirana / Rückreise

1. Tag: Anreise / Kruja und Shkodra

Besichtigungsziele und -themen:

  • Kruja - Zentrum des Skanderbeg-Widerstands gegen die Osmanen
  • Shkodra - eine der ältesten Städte Albaniens
  • Burg Rozafa und die Illyrer sowie Einführung in die Naturlandschaft Nordalbaniens

Flug nach Tirana. Nach der Ankunft am Flughafen Mutter Teresa erreichen wir nach kurzer Fahrt Kruja. Für die Albaner ist die Kleinstadt von hervorstechender Bedeutung und ein besonderer Kristallisationspunkt des albanischen Nationalbewusstseins, denn hier lag im 15. Jahrhundert das Zentrum des Skanderbeg-Widerstandes gegen die Osmanen. Nachdem wir den alten Basar am Fuße des Burgberges durchquert haben, in dem heute alle möglichen Souvenirs, aber auch alte Gebrauchsgegenstände erworben werden können, ist deshalb der Besuch des Skanderbeg-Museums schon fast eine Pflichtübung für jeden Besucher. Das Museum belohnt den interessierten Besucher mit Informationen über die Wurzeln und das Nationalbewusstsein der Albaner.

Nach einer Mittagspause führt uns die Fahrt von Kruja nach Shkodra, einem der ältesten Orte Albaniens. Mit rund 100.000 Einwohner ist Shkodër heute die drittgrößte Stadt Albaniens. In der Tiefebene um den Skutari-See gelegen, reicht der Blick von der Burg Rozafa über das hügelige Vorland der Albanischen Alpen zu den hohen Gipfeln des Malësia e Madhe und über die Flussebenen der Drin, Buna und Kiri. Bereits in der Bronzezeit, rund 4.000 Jahre vor heute, lebte hier der illyrische Volksstamm der Labeaten. Im 3. Jh. v.Chr. residierte auf der Burg Rozafa die bekannte illyrische Königin Teuta. Nach der römischen Eroberung 168 v.Chr. gehörte Albanien zwar zum Römischen Reich, ab 395 AD zu Byzanz, doch konnte hierdurch die kulturelle Identität und illyrische Tradition nicht gebrochen werden. Es bildeten sich starke regionale Fürstentümer, sodass die Stadt im 14. Jh. weitgehend unabhängig war. Erst 1468, nach dem Tod Skanderbegs, wurde Shkodër von den Türken besetzt. Bis dahin verteidigten 1.600 Mann die Stadt gegen eine türkische Übermacht von rund 100.000 Mann. Die Burganlage ist zudem, dank der herrlichen Aussicht, sehr gut für eine Einführung in die Besonderheiten der Natur Nordalbaniens geeignet. 2 Übernachtungen im Zentrum von Shkodra.

2. Tag: der Süden von Montenegro

Besichtigungsziele und -themen:

  • Küstenlandschaft und Skutari-See (Karstlandschaft und Polje)
  • Bar (albanisch: Tivari) im albanischen Siedlungsraum im Süden Montenegros
  • albanische Minderheit, die im äußersten Südens von Montenegro die Mehrheit stellt
  • Podgorica, die Hauptstadt Montenegros

Von Shkodër ist es nicht weit bis über die Grenze nach Montenegro, das heute v.a. vom Tourismus lebt. Bei Ulcinj erreichen wir die Adria, die sich hier in besonderer Schönheit zeigt. Die Region stellt das wichtigste Zentrum der albanischen Minderheit in Montenegro dar. Die ersten bekannten Bewohner der Region waren die Illyrer, in der Antike griechische Kolonisten. Im 9. Jh. wird Bar als Antibarium erstmals urkundlich erwähnt. Bis ins 12. Jh. byzantinisch beherrscht, bis ins 16. Jh. abwechselnd von Serben und der römisch-katholischen Republik Venedig, war die Stadt anschließend bis 1877/78 unter osmanischer Herrschaft und somit unter muslimischem Einfluss. Erst danach gehört die Stadt bis heute zu Montenegro.

Nach kurzer Fahrt entlang der Küste erreichen wir die Stadt Bar (albanisch Tivari) mit ihrem bedeutenden Seehafen, queren das große Polje mit dem westlichen Ende des Skutari-Sees und unternehmen einen Abstecher in die Hauptstadt von Montenegro: Podgorica. Das frühere industrielle Zentrum mit heute knapp unter 200.000 Einwohnern, besteht infolge ihrer bewegten Vergangenheit aus einer interessanten Mischung verschiedener Stilrichtungen. Dabei dominieren bis heute die typischen Bauwerke in sozialistischem Stil des ehemaligen Jugoslawiens, die mittlerweile nach und nach durch postsozialistische Gebäude ersetzt werden.

Danach geht es am Nordufer des Skutari-Sees innerhalb der großen, grenzübergreifenden Polje, der größten geschlossenen Karsthohlform im anstehenden Kalkgestein der Region, zurück nach Shkodra in Albanien.

 

3. Tag - über Durres und Dumrea nach Berat

Besichtigungsziele und -themen:

  • Durres – römische Stadt, venezianische Festung und heutiger Badeort an der Adria
  • Dumrea Ecopark auf dem Plateau von Belsch (Karstgebiet mit über 80 Seen)
  • Geschichte und Stadtgeographie der muslimisch-christlichen Stadt Berat (UNESCO-Welterbe)

Auf der Fahrt nach Süden legen wir einen Stopp in Durres, inzwischen ein mondänes Seebad, ein, wo wir erneut die Adria erreichen. An Kultur hat die Stadt einiges zu bieten: Vom römischen Amphietheater bis zu Befestigungsanlagen aus venezianischer (15. Jh.) sowie der Fatih-Moschee (16. Jh.) aus osmanischer Zeit hat die Altstadt von Durres, bereits 627 v. Chr. als Epidamnos von dorischen Kolonisten aus Korinth und Korfu gegründet, einiges zu bieten. Von der einst dunklen Hafenstadt, u.a. mit der seinerzeit größten Tabakindustrie des Landes, hat sich Durres inzwischen zu einem mondänen Seebad gewandelt. Heute erstreckt sich das Neubaugebiet entlang der Küste einige Kilometer nach Süden, jedoch ist es keinem Hotel gestattet den vor ihm liegenden Strandabschnitt abzugrenzen. Der gesamte Strand ist jedem frei zugänglich. In der Altstadt wurden große Bereiche verkehrsberuhig, und aus der ehemaligen Zigarettenfabrik entstand eine internationale Sprachenschule.

Bei der weiteren Fahrt nach Süden erreichen wir den Shkumbin. Der Fluss stellt die Kulturgrenze zwischen Nord- und Südalbanien dar: während im Norden und in Kosovo die Gegen ihren Siedlungsraum haben, leben südlich des Flusses die Tosken. Die Myzeqe-Ebene, mit ihrer intensiven Landwirtschaft, gilt als die Kornkammer Albaniens.

Nicht weit südlich des Shkumbin kommen wir im Dumrea Ecopark in ein Karstgebiet mit sanften Hügeln und mit über 80 Seen in meist runden, in Kalk und Gips ausgebildeten Dolinen. Das sehr ländlich geprägte Plateau von Belsch steht in krassem Gegensatz zu Durres und erscheint als relativ unbekannte, pittoreske Landschaft in nur 150-200 m Höhe. Nach Gelegenheit für eine Mittagspause in einem landestypischen Restaurant an einem der Seen, erreichen wir anschließend die muslimisch-christliche Doppelstadt Berat, wo wir mitten in der zum UNESCO-Welterbe erhobenen Altstadt unser Quartier nehmen.

Berat besaß bereits in der Antike eine mächtige illyrische Festung und befindet sich in der Nähe des Tomorr, mit 2415 m der höchste Berg Südalbaniens sowie heiliger Berg und Pilgerort der Bektaschi (Anhänger eines einflussreichen Sufiordens). Bei einer ausgiebigen Begehung lernen wir alle drei historischen Stadtkerne von Berat, das den Beinamen Stadt der 1000 Fenster hat, kennen.

Kalaja, das Burgviertel und einst Siedlungskern der illyrischen Dassareten, bietet nicht nur herrliche Ausblicke über die im Tal der Osum gelegenen Stadtviertel und auf die umliegende Bergwelt, sondern mit dem kleinen Onufri-Museum herrliche Ikonen des spätmittelalterlichen Meisters. Die an engen Gassen gelegenen Steinhäuser sind zu einem großen Teil bis heute bewohnt. Nach den Römern, deren Zisterne bis ins 19. Jh. in Betrieb war, beherrschten von 9. bis zum 11. Jh. die Bulgaren die Stadt. Ihnen folgten 1081 die Byzantiner, 1450 die Osmanen.

Unterhalb des Burgviertels befindet sich, eng an den Berg geschmiegt, das muslimische Viertel Mangalem mit den Moscheen und einer Karawanserei. Lange nur über eine einzige Steinbrücke über den Osum zu erreichen war das christliche Viertel Gorica im Talgrund der Osum.

 

4. Tag: über die Erdöllagerstätten Albaniens bis zum Ionischen Meer

Besichtigungsziele und -themen:

  • Erdölfelder bei Fier und Patos (Wirtschaftsgeographie einer kommunistischen Planwirtschaft)
  • Vlora - albanische Unabhängigkeitserklärung
  • Geomorphologie der Albanische Riviera / Ionisches Meer und des Llogara-Passes

Auf dem Weg zur Hafenstadt Vlora lohnt sich ein Abstecher zu den Ölfeldern um Fier und Patos. Mit Blick auf Energieautarkie wurde im Sozialismus mit veralteter Technik Erdöl gefördert, welches fast vollständig zur Stromerzeugung genutzt wurde. Mit kanadischen und chinesischen Investitionen erlebt die Förderung heute unter teils fragwürdigen Umständen eine Erneuerung. In Vlora, mit rd. 100.000 Einwohnern, erreichen wir die Straße von Otranto, der engsten Stelle der Adria (bis nach Italien sind es nur 75 km). Historische Bedeutung gewann Vlora am 28.11.1912 durch die albanische Unabhängigkeitserklärung nach Jahrhunderten osmanischer Besatzung. Während Vlora heute besonders in den heißen Sommermonaten ein Magnet für den Badetourismus geworden ist, erstreckt sich entlang der Steilküste südlich der Stadt die vom Tourismus noch wenig erschlossene Albanische Riviera. Wir umfahren Vlora, um dem Massentourismus und dem dazugehörenden Verkehr zu entgehen und gönnen uns stattdessen von einem Aussichtpunkt südlich der Stadt einen Blick über die gesamte Bucht von Vlora.

Die schmale Küstenstraße überwindet mit dem Llogara-Pass (1050 m, mit atemberaubendem Blick) den steilen Küstenabschnitt oberhalb der Steilküste bis Saranda, wo wir direkt am Ionischen Meer Quartier beziehen werden (1 Ü). Auf unserem Weg lässt sich ein Kuriosum der albanischen Kulturlandschaft beobachten: die erst in der kommunistischen Zeit, überwiegend in Handarbeit durch Jugendbrigaden, angelegten Ackerterrassen - einschließlich der aktuellen Erosionsformen. Direkt entlang der Küste ist zu wenig Platz für eine durchgehende Straßenverbindung. So verwundert es auch nicht sonderlich, dass sich hier einige streng geheime Militäranlagen befanden, wie z.B. ein U-Boot-Bunker in einer Karsthöhle im Meeresspiegelniveau.

5. Tag: von den Weltkulturerbe-Städten Butrint und Gjirokastra bis nach Përmet

Besichtigungsziele und -themen:

  • die Albanische Riviera am Ionischen Meer und der Butrintsee
  • das antike Butrint (UNESCO-Welterbe)
  • Gjirokastra (UNESCO-Welterbe)

In Sichtweite zur griechischen Insel Korfu liegt nur 20 km südlich von Saranda die 1992 zum UNESCO-Welterbe erklärte Ruinenstadt Butrint auf einer Insel im gleichnamigen See. Der heute zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Albaniens zählende Ort geht auf die epirotische Zeit im 10.-8. Jh. v. Chr. zurück. Seine Bevölkerung bestand aus Griechen und Illyrern. 228 v. Chr. wurde Butrint römisch und im 4. Jh. n. Chr. Sitz eines römisch-katholischen Bischofs. Bulgarische, serbische und byzantinische Eroberungen läuteten den Niedergang der Stadt ein, die 1318 von Venedig besetzt wurde, das bis 1797 hier einen Stützpunkt unterhielt, während das Umland osmanisch regiert wurde. Die Republik Venedig errichtete zwei Festungen: eine auf dem höchsten Punkt der Insel anstelle der Akropolis aus griechischer Zeit, und eine an der schmalen Verbindung zwischen dem Butrintsee und dem offenen Meer. Zu den besterhaltenen Bauwerken von Butrint zählen heute das Theater im griechischen Stil, das römische Aquädukt und Forum, die frühchristliche Basilika aus dem 6. Jh., Reste der Stadtmauern und das hoch gelegene venezianische Kastell. Der Butrintsee wird heute vor allem für Aquakulturen, insbesondere Muschelzucht, genutzt.

Unterwegs Richtung Nordosten erreichen wir Gjirokastra (ca. 20.000 Einw.), dessen Stadtbild auf der UNESCO-Welterbeliste steht. Als Geburtsort des Schriftstellers Ismael Kadare und des Diktators Enver Hoxha, wird Gjirokastra von typischer Balkanarchitektur geprägt. Schon in der Antike besiedelt, gewann die Stadt als Teil des Byzantinischen Reichs an Bedeutung und wurde unter den Osmanen zur Hauptstadt des Sandschak von Albanien. Während der kommunistischen Diktatur setzte die Industrialisierung ein, weil sie 1961 jedoch zugleich zur Museumsstadt erklärt wurde, entging das Stadtbild einer radikalen Veränderung. Die Stadtgeographie Gjirokastras spannt deshalb den Bogen einer historischen Genese bis hin zur Problematik der Erhaltung der typischen steinernen Dachlandschaft im Spannungsfeld von zeitgerechtem Wohnen, Welterbe und Tourismus.

Zur Übernachtung in einem familiär geführten Hotel fahren wir am Abend weiter bis nach Përmet im idyllischen Vjosatal.

6. Tag: durch das Vjosatal und über die dünn besiedelten Hochebenen von Korça nach Voskopoja

Besichtigungsziele und -themen:

  • Vjosa-Tal
  • Leskovik (sozialistische Agrostadt der kommunistischen Diktatur)
  • Korça – Wiege der albanischen Literatur und französischer Flair
  • Voskopoja – Siedlung in 1160 m Höhe, vom einstigen Handelsstützpunkt zur Bedeutungslosigkeit

Das äußerst abgeschiedene Tal der Vjosa ist einerseits von besonderer Schönheit, andererseits zeigen Erosionsformen die ernormen Probleme durch Abholzung und dem Bodenabtrag als Folge davon. Im Westen erreicht die parallel zum Fluss verlaufende Bergkette bei der Nemërçka eine Höhe von fast 2500 m. Mehrere Kare, typische Formen der Vergletscherung, zeugen bis heute vom Klima bis vor ca. 11.000 Jahren als viele Höhenzüge Albaniens noch Eismassen trugen.

Unser Weg über Erseka durchs Hochland von Kolonja, im Grenzbereich zu Griechenland, wird von vielen Bunkern begleitet. Hoxha ließ aus Angst vor Invasoren in den 1970er Jahren 280.000 dieser Zwei-Mann-Betonpilze im ganzen Land bauen (geplant waren 700.000). Haltepunkte sind u.a. in Leskovik, eine der neuen, kommunistisch geplanten Städte, die heute in den peripheren Räumen in ihrer Existenz bedroht sind, vorgesehen. Vor allem die Abwanderung in die Hauptstadt Tirana, oder ins Ausland haben in der Peripherie zahlreiche Leerstände zur Folge.

Am Nachmittag erreichen wir Korça, die wichtigste Stadt im Südosten Albaniens, und das nicht nur als Standort der größten Brauerei des Landes. Als relativ junge Stadt (um 1280 erstmals erwähnt), wurde der Ort im späten 19. Jh. ein Zentrum der Nationalbewegung (Rilindja). Hier wurde 1887 die erste Volksschule des Landes eröffnet. Zahlreiche abendländisch angehauchte Palais zeugen davon, dass die Stadt um 1900 ein wohlhabendes Handelszentrum war. Im Basarviertel sind von den einst sechzehn Han, die als Unterkünfte für Karawanen dienten, noch zwei vorhanden. Mit schönem Innenhof als Hotel genutzt, kommen sie heute ihrer ursprünglichen Funktion wieder relativ nahe. Die breiten, von Bäumen gesäumten Boulevards erinnern ein wenig an südfranzösische Städte und machen Korça zu einer architektonischen Seltenheit in Albanien. In nur drei Jahren Bauzeit (192-1995) entstand nach der politischen Wende das größte Gotteshaus Albaniens, die Auferstehungskathedrale, die an derselben Stelle errichtet wurde, an der bis 1968 die Kathedrale des heiligen Georg gestanden hatte.

Obwohl Korça in einer fruchtbaren Hochebene (850-930 m) liegt, ging die Einwohnerzahl von 51.000 im Jahr 2011 auf unter 43.000 bis heute zurück.

Korça hat ein vielfältiges Kulturleben. Über die Jahrhunderte verschmolzen albanische, griechische, mitteleuropäische, türkische und französische Kulturelemente und ließen eine für Albanien außergewöhnliche Kultur entstehen. Zu den wichtigsten kulturellen Einrichtungen gehört u.a. das Theater Andon Zako Cajupi in unmittelbarer Nähe zum wenig beliebten Roten Turm von 2014, der jedoch eine gute Aussicht über die Stadt bietet.

1992 wurde eine Universität mit den Studienfächern Agrar-, Erziehungs- und Wirtschaftswissenschaften gegründet, bis heute sind natur- und geisteswissenschaftliche Fächer hinzugekommen, angegliedert ist eine Schule für Krankenpflege, womit einer Überalterung durch Abwanderung im Stadtbild mit etwa 7000 Studenten entgegengewirkt wird. Mit dem Gymnasium Tefta Tashko Koço besitzt Korça außerdem eine der landesweit bekanntesten Kunstschulen mit Schwerpunkt Musik.

Anschließend fahren wir in den kleinen, in malerischer Landschaft gelegenen Ort Voskopoja, rd. 20 km westlich von Korça. Die heute weitgehend wüst gefallene Siedlung in 1160 m Höhe, hat eine äußerst bewegte Geschichte, die seit etwa 1300 dokumentiert ist.

Anfang des 15. Jahrhunderts entwickelte sich durch Zuzug von Aromunen (mit romanischer, dem Rumänisch verwandten Sprache) aus Voskopoja eine Stadt, die ab dem 17. Jahrhundert durch den wirtschaftlichen Erfolg der aromunischen Kaufleute ihre Blütezeit hatte. Die Aromunen dominierten in jener Zeit den Fernhandel auf der Balkanhalbinsel und hatten Handelsbeziehungen bis nach Deutschland (Leipziger Messe), Ragusa (Dubrovnik), Venedig, Thessaloniki und Konstantinopel. Gut verknüpft waren sie auch mit Budapest und Wien. In keiner anderen Stadt auf dem Balkan lebten im 18. Jh. So viele aromunische Kaufleute wie in Voskopoja, weshalb die Stadt auch zahlreiche Handwerksbetriebe und Banken besaß. Die zur orthodoxen Kirche gehörenden Kaufleute stifteten insgesamt 26 Kirchen und Klöster und richteten 1720 eine der ersten Druckereien des Balkans ein. 1744 wurde mit der Neuen Akademie die einzige christliche Hochschule im Osmanischen Reich begründet, und das im gleichen Jahrhundert errichtete Waisenhaus war wahrscheinlich das erste in der post-byzantinischen orthodoxen Welt.

Hinsichtlich der damaligen Bevölkerungszahlen besteht Uneinigkeit - für das 18. Jh. sind Angaben bis über 50.000 zu finden, obwohl die Hälfte wahrscheinlich realistischer ist. Nach mehreren Kriegen ging die Bevölkerungszahl stark zurück und ist auch heute, nach der albanischen Diktatur rückläufig. Die Gemeinde hatte vor der Wende 1989 noch 3757 Einwohner, heute sind es noch knapp 500 Menschen (2023), die in Voskopoja leben.

Von den einst so zahlreichen Kirchen sind heute nur noch 5 vollständig erhalten, bei denen es sich mit Längen von 19-38 m um ungewöhnlich große dreischiffige Basiliken handelt, deren Kuppeln wegen dem seinerzeit osmanischen Gesetz von außen nicht zu sehen sein durften und unter Satteldächern von außen verborgen sein mussten.

Nach einem interessanten Gespräch mit dem Priester der Nikolaskirche, der noch fließend Aromunisch spricht, essen und übernachten wir in einer familiär geführten Pension in der schönen Villa Falo.

 

7. Tag: Mazedonien

Besichtigungsziele und -themen:

  • Ohrid-See mit Sveti Naum 
  • Altstadt von Ohrid (UNESCO-Welterbe)

Nach einem morgendlichen Spaziergang in Voskopoja fahren wir Richtung Ohrid-See nach Mazedonien, das als einziges Land des ehemaligen Jugoslawien den friedlichen Weg in die Unabhängigkeit schaffte. Direkt nach dem Grenzübergang ist unser erstes Ziel das Kloster Sveti Naum (Teil des UNESCO-Welterbes) aus dem 9. Jahrhundert.

Das Kloster ist die Grabstätte des Klostergründers, der zusammen mit weiteren Mitschülern, darunter Kliment von Ohrid, im Dienste der bulgarischen Zaren stand. Mit dem Niedergang des Ersten Bulgarischen Reiches wurde das Kloster 1018 dem Erzbistum von Ohrid zugeordnet, woran sich auch nach der osmanischen Eroberung der kirchliche Status zunächst nicht änderte. 1913-1925 gehörte das Kloster nach der Staatsgründung zu Albanien. Ahmet Zogu, der sich mit jugoslawischer Hilfe 1924 in Tirana an die Macht putschte, trat es zum Dank für die Unterstützung an Jugoslawien ab, sodass es heute zu Mazedonien gehört.

Unterhalb des Klosters befindet sich ein Quelltopf (Karstquelle), zur Hälfte aus dem Gebirge von Galičica und Mali i Thatë und zur anderen Hälfte aus dem Prespasee gespeist wird. Der Prespasee liegt rund 200 Meter höher im Südosten des Ohridsees und verfügt nur über einen unterirdischen Abfluss.

Mit 1,36 Millionen Jahren ist der Ohridsee der älteste See Europas und wird als UNESCO-Weltnaturerbe geführt. Seine maximale Wassertiefe von 288 m geht auf seine Lage in einem bis heute aktiven Grabenbruchsystem zurück (zum Vergleich: der wesentlich größere Bodensee hat eine maximale Tiefe von 251 m).

Der Nachmittag ist für die Besichtigungen der Altstadt von Ohrid (UNESCO-Welterbe) geplant, die mehreren großartigen Kulturen zu verdanken ist. Ohrid gilt als Perle unter den mazedonischen Städten. Nach der illyrischen Stadtgründung im 8. Jh. v. Chr. geriet die Region zunächst unter makedonische, griechische und römische, im Mittelalter unter bulgarische und schließlich osmanische Herrschaft. Bulgaren, Osmanen und Serben lebten im Mittelalter hier Tür an Tür und regelten ihre Rechte als Minderheiten lange Zeit vertraglich - auf dem Balkan eher eine Seltenheit. Durch die Balkankriege vorübergehend serbisch, im 2. Weltkrieg wieder bulgarisch, danach jugoslawisch, ließen Ohrid auch im 20. Jh. bewegte Zeiten erleben.

Zuletzt entflammte 2002 ein Konflikt zwischen dem 1991 gegründeten mazedonischen Staat und der albanischen Minderheit, die rund ein Viertel Gesamtbevölkerung Mazedoniens und die Mehrheit im Westen des jungen Staats ausmacht. Nach militärischer Auseinandersetzung und nachdem die Konfliktparteien im August des gleichen Jahres das für die Albaner historische Rahmenabkommen von Ohrid unterschrieben wurde, hat sich die Lage entspannt, insbesondere seitdem Mazedonien sowie Albanien offizielle Beitrittskandidaten zur EU sind.

Seit 2005 erlebt die Stadt mit heute rund 39.000 Einwohnern durch den Tourismus einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die gut erhaltene Altstadt mit den markanten Häusern im Konak.Stil, das griechisch-römische Theater, die Zitadelle des bulgarischen Zaren Samuil (mit phantastischem Rundblick über Stadt und See), gehören zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten, die Ohrid zu bieten hat. Zu den vielen Sakralbauten gehören u.a. die Sophienkirche (Sveta Sofia) aus dem 11. Jh., die Klimentskirche (Sveti Kliment) von 1295 und die kleine Kirche Sveti Jovan Kaneo aus dem 13. Jh. Sowie die ab 2000 neu erbaute Klosterkirche St. Kliment und Pantelon.

Das berühmteste Souvenir ist die Ohridperle. Dabei stammen die Perlen gar nicht aus dem See, sondern aus dem Indischen Ozean. Die Rohperlen werden durch die Schuppen einer Schleien-Art, die es nur im Ohridsee gibt, veredelt. Wie dies bewerkstellig wird, ist ein streng gehütetes Geheimnis von 2 Familienbetrieben: Talev seit 1924 und Filevi seit 1928. Während es die Orinal-Ohrid-Perlen nur in den Läden der beiden Familienbetriebe zu erwerben gibt, werden in zählreichen Geschäften und an Ständen billige Imitate feil geboten, deren Kern aus einer Plastikkugel besteht und deren Haltbarkeit oft nur so lange von Bestand ist, bis dass der Käufer nicht mehr in Ohrid weilt.

Abendessen und Übernachtung direkt am See.

8. Tag: Vom Ohrid-See, über die Via Egnatia, bis nach Tirana

Besichtigungsziele und -themen:

  • Elbasan – einst Stahlschmiede der Hoxha-Diktatur und der damit verbundenen Umweltproblematik
  • das ehemalige Stahlwerk der (kommunistischen) Partei

Nach dem Grenzübergang, und zurück in Albanien, fahren wir parallel zur berühmten römischen Heerstraße Via Egnatia, die einst Adria und Bosporus verband, Richtung Küste. Die osmanische Altstadt von Elbasan, auf dem Grundriss und mit einer Stadtmauer aus römischer Zeit, mit ihren gewundenen Gassen konnte ihren orientalischen Charakter aus osmanischer Zeit bis zum heutigen Tag bewahren.

Während der Diktatur lag bei Elbasan der größte metallurgische Betrieb Albaniens (Stahl der Partei), gleichsam das Rückgrat der albanischen Industrialisierung im Kommunismus. Noch vor dem Ende der Diktatur stellten hier rund 10.000 Arbeitskräfte ca. 600.000 t Stahl her. Da der Umweltschutz ignoriert wurde, war die Luftverschmutzung in Elbasan und auch die Belastung der Böden im Umfeld des Kombinats extrem hoch. Da die Produktion nach dem Bankrott des Kommunismus so gut wie stillgelegt wurde, hat die Stadt heutzutage zwar wieder saubere Luft, aber nach wie vor stark belastete Böden und zugleich mit einer hohen Arbeitslosigkeit zu kämpfen.

Über die neue Schnellstraße ist heute die Hauptstadt Tirana schnell zu erreichen, während vor ihrem Bau oft die dreifache Zeit benötigt wurde. Im Stadtzentrum unternehmen wir einen Rundgang durch die recht kleinräumige Innenstadt.

Tirana hat in den letzten 25 Jahren eine sehr dynamische Stadtentwicklung erfahren. Die einst düstere Stadt der kommunistischen Diktatur ist heute eine quirlig-bunte internationale Metropole. Mit jährlichen Zuwachsraten von 5 bis 7% ist Tirana weltweit eine der am schnellsten wachsenden Städte. Jüngere Schätzungen tendieren heute zu etwa 900.000 Einwohnern in der gesamten Metropolregion, gegenüber knapp 230.000 am Ende der kommunistischen Epoche. Insofern hat sich die Unterentwicklung von einst in kürzester Zeit in eine regelrechte Hyperurbanisierung gewandelt.

Auf dem Spaziergang durch die Innenstadt erleben wir auf nur kurzer Distanz eine eindrucksvolle Kombination aus Relikten der Vergangenheit und moderner Stadtentwicklung. Eine äußerst interessante Stellung nimmt dabei das Stadtviertel Bloku ein: aus den Straßen in denen einst, vom Volk hermetisch abgeriegelt, die berüchtigten Apparatschiki der kommunistischen Partei lebten und Enver Hoxha seine Privatvilla hatte, sind heute beliebte und teure Flaniermeilen mit regem Nachtleben geworden, die für jeden zugänglich sind.

Nach jeweils nur kurzer Entfernung erreichen wir in unmittelbarer Nähe zum Hotel (2 Übernachtungen) den Skanderbegplatz, die osmanische Et’hem-Bey-Moschee, das Nationaltheater, rechts und links des breit angelegten Bulevardi Dësmorët e Kombit die Regierungsgebäude und die Pyramide aus Diktatur, das neue Fußballstadion und die alte Universität, sowie die neue Große Moschee und neue orthodoxe Kathedrale.

War Tirana zur Zeit der Diktatur noch eine relativ kleine Stadt mit kaum einer Viertel Million Einwohnern, so wuchs die Metropolregion in nur knapp 10 Jahren auf fast 1 Million Menschen an. Tirana zählte in dieser Zeit zu einer der am schnellsten wachsenden Städte weltweit. Während in den letzten Jahren immer mehr Menschen aus der Kernstadt in die Randgebiete der Metropole zogen, beherbergt die gesamte Hauptstadtregion heute mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung Albaniens.

Besteht die ältere Architektur Tiranas teilweise balkanisch-traditionellen Gebäuden, teilweise, aus der Zwischenkriegszeit, aus faschistischen (italienischer Neoklassizismus) Bauwerken und zum Großteil kommunistischen, mit den hierfür typischen Plattenbauten, hat seit der politischen Wende in der Innenstadt ein reger Bauboum eingesetzt. Neben sakralen Bauwerken, wie die albanisch-orthodoxe Auferstehungskathedrale von 2014 und die neue Große Moschee von 2022, entstanden - und entstehen bis heute - immer mehr Wolkenkratzer mit Höhen über 100 Metern. Während der Diktatur rühmte sich Albanien, der erste und einzige absolut atheistische Staat der Welt zu sein, sodass zahlreiche Sakralbauten entweder abgerissen, oder anderweitig genutzt wurden. Bis 2030 soll sich Tirana jetzt zu der Stadt mit den meisten Hochhäusern in ganz Südost-Europa entwickeln. Nach Fertigstellung des Arena Centers mit integriertem Fußballstadion und dem 112 m hohen Büroturm 2019, dem 2020 eröffneten und 150 m hohen Downtown One mit abstrakter Karte Albaniens als Fassade, 2023 der Errichtung des 135 m hohen Gebäudes Eyes of Tirana am Skanderbegplatz, soll der Bond Tower bis Ende 2028 der erste Wolkenkratzer Albaniens mit über 200 m Höhe werden.

Während in der Diktatur Privatautos verboten waren, staut sich heute der Verkehr auf den wichtigsten Zufahrtsstraßen fast täglich zu den Berufsverkehrszeiten. Vor allem in der Innenstadt wird versucht, wegen der relativ kurzen Entfernungen, dem mit neuen Fußgängerzonen entgegen zu wirken. Der öffentliche Nahverkehr stützt sich hauptsächlich auf Buslinien.

9. Tag: vom Stadtzentrum bis zum Dajti, dem Hausberg Tiranas

Besichtigungsziele und -themen:

  • Kamza - Standortentwicklungen am Stadtrand von Tirana
  • Ausblick aus rund 1000 m Höhe vom Dajti über Tirana

Ausflug in die Randgebiete der sich rasend schnell verändernden Stadt - wo einst Industriekombinate und Landwirtschaft das Bild dominierten, entstehen heute moderne Vororte - nicht ohne auf die damit verbundenen Probleme einzugehen. Im Norden erfahren wir zunächst im Vorort Kamza einiges über die jüngsten stadtgeographischen und wirtschaftlichen Entwicklungen an der Peripherie Tiranas nach der Wende. Fast alle Gebäude des heutigen Vororts sind erst nach 1991 illegal oder halblegal errichtet worden und fast alle Einwohner sind Zuwanderer. Dies bedeutet einerseits zwar eine enorme Dynamik und zahlreiche Investitionen, andererseits aber auch viele Probleme und Unsicherheiten, was die Zukunft anbelangt.

Ein kleines Kuriosum ist das Denkmal für George W. Bush, der als erster US-Präsident (und bis jetzt auch als einziger) am 10. Juni 2007 Albanien besuchte, als einziges islamische Land, zu dem er gute Beziehungen pflegte.

Im Osten erstreckt sich die Kruja-Bergkette, die sich von Shkodra bis südlich von Tirana erstreckt und abrupt aus der Küstenebene erhebt. Am Dajti, dem 1611 m hohen Hausberg von Tirana, erstrecken sich in rund 350, 500, 700 und 1050 Metern mehrere markante Verflachungen, bei denen es sich um alte Strand-Terrassen handelt, die durch tektonische Hebung in ihre heutige Position gelangten. Von der Fusha e Dajtit, einer vier Kilometer langen und rund 400 Meter breiten Terrasse in 1050 Meter Höhe, bietet sich ein phänomenaler Ausblick über die tiefer liegenden Terrassen und das gesamte Stadtgebiet von Tirana (entsprechendes Wetter vorausgesetzt). Es wird davon ausgegangen, dass der Name Dajti von der griechischen Göttin Diktynna herrührt. Seit 1966 stehen große Teile des Berges als Nationalpark unter Schutz.

10. Tag: Tirana / Rückreise

Je nach Abflugzeit vormittags noch Gelegenheit nach eigenen Vorlieben Tirana weiter zu erkunden; nachmittags Transfer zum Flughafen und Rückflug nach Deutschland.

Sie können sich das Reiseprogramm auch als (druckbare) PDF-Datei herunterladen:
Detailliertes Reiseprogramm