Neapel & Umgebung
Campania felix - Napoli und Campi Flegrei
Reiseprogramm in Stichworten
1.-4. Tag: Anreise; die Phlegräische Felder naturkundlich und kulturhistorisch, Procida
5.-8. Tag: Caserta, Neapel, Herculaneum und Vesuv; Rückreise
Für Details und weitere Informationen klicken Sie bitte auf untenstehende Reiseabschnitte:
1. Tag: Anreise und erste Entdeckungen: Flug Stuttgart-Neapel. Erste Eindrücke unseres Viertels rund um die Piazza dei Martiri. Falls Flug am Vormittag ist nachmittags Zeit für eine erste Fahrt mit der Funicolare (Standseilbahn) zum Park der Villa Floridiana mit herrlicher Aussicht über Stadt und Golf (sonst an den anderen Tagen).
2. Tag: Phlegräische Felder Teil 1 - naturkundlich-geographisch: Am Vormittag kleine naturkundliche Wanderung auf den 133 m hohen Monte Nuovo, der 1538 beim bisher letzten Vulkanausbruch der Campi flegrei in nur 5 Tagen entstand. Nachmittags: Rundgang im Krater der Solfatara. Danach geht es zur antiken Markthalle von Pozzuoli, an deren Säulen sich die metermächtigen Boden-Hebungen und -Senkungen (Bradiseismik) seit der Römerzeit ablesen lassen. Am Nachmittag Zeit in Neapel.
3. Tag: Phlegräische Felder Teil 2 - archäologisch: Besichtigung des drittgrößten Amphitheaters der Antike in Pozzuoli, dessen Unterbau wie nirgendwo sonst erhalten ist. Weiter auf der Via Domitiana, mit Stopp am Lago d’Averno, nach Cumae (Kyme), die erste griechische Kolonie auf italienischem Boden. Von bleibendem Eindruck ist die mystisch anmutende Orakelhöhle der Sibylle sowie eine Reihe beeindruckender Ruinen aus der Römerzeit. Wegen der touristischen Abseitslage findet sich all dies in einer friedlichen, fast biblisch anmutenden Szenerie zwischen alten Steineichen und Olivenbäumen mit herrlichem Blick auf das weite Meer. Dies gilt noch mehr für das nächste Ziel: die großartigen aber kaum bekannten Piscina Mirabilis über den Höhen von Baia. Am späteren Nachmittag Zeit in Neapel.
4. Tag: Procida. Die einstündige Schifffahrt vom Hafen Neapels zur Insel Procida läßt die schöne Kulisse der Altstadt Neapels und danach der Phlegräischen Felder vom Meer aus in ganz anderer Perspektive erleben. Im Schatten der berühmten Nachbarinsel Ischia, konnte sich Procida seine Idylle bewahren und wartet mit tollen Kulissen auf. Spaziergang vom Hafen auf den Burgberg mit Castello, Kirche und Kloster des Erzengels Michael (dort Führung). Danach genießen wir das wunderschöne Ambiente von Marina di Corricella. Am frühen Nachmittag zurück und Zeit in Neapel.
5. Tag: Reggia (Königsschloß) in Caserta und Caserta Vecchia: Fahrt durch die Kampanische Ebene an den Westrand des Apennins zum prächtigen Bourbonen-Schloss von Caserta, das einst Versailles übertreffen sollte (UNESCO-Welterbe). Nicht nur das Schloss ist einmalig, sondern auch dessen Park, der mit seiner Anlage und vielen Wasserspielen ein Hochgenuss für die Sinne ist. Weiterfahrt in die Ausläufer des Apennins zum Bergstädtchen Caserta Vecchia (vecchia = alt), ein besonderes mittelalterliches Kleinod und herrlicher Kontrast zum neuen Caserta in der Ebene.
6.Tag: Neapel: Herausragende Monumente in der Altstadt (UNESCO-Welterbe) sowie Spezialführung in die Labyrinthe des neapolitanischen Tuffstein-Untergrundes. Tief unter den lebendigen Gassen von Neapel befindet sich eine Stadt unter der Stadt, die von den Griechen begonnen und bis ins 20. Jahrhundert auf ca. 80 km Ganglänge angewachsen ist, zum Teil mit Räumen so hoch wie Kathedralen. Ein einmaliges Erlebnis. Nachmittags Kartause und Museum von San Martino auf dem Vomero. Besonders beeindruckend sind die fantastische Klosterkirche und die auf der Welt einmalige Krippenausstellung.
7. Tag: Herculaneum und Nationalpark Vesuv: Wer Pompei gesehen hat, darf Herkulaneum nicht verpassen! Weit weniger von Touristen besucht und damit viel beschaulicher, bietet Herculaneum wegen der gänzlich anderen Art seines Untergangs im Vergleich zu Pompei auch ganz andere, einmalige Einblicke in die Katastrophe 79 n. Chr.; nachmittags kleine vulkanologische Wanderung an den Hängen des Vesuvs.
8. Tag: Rückreise: Flug Neapel-Stuttgart und je nach Flugzeiten noch Zeit für Neapel.
(Änderungen vorbehalten)
1. Tag: Anreise und erste Entdeckungen: Flug Stuttgart-Neapel und Transfer zur Unterkunft. Sollte der Flug nicht zu spät sein, haben wir Zeit uns bereits am ersten Tag einen Überblick über das schöne Viertel rund um unsere Unterkunft zu verschaffen sowie vom Vomero-Hügel aus, auch über die riesige Altstadt von Neapel. Den Vomero können wir von unserem Viertel aus ganz bequem mit einer der drei berühmten Standseilbahnen (Funicolare) leicht erreichen.
Wußten Sie, dass das historische Zentrum von Neapel die größte Altstadt Europas darstellt? Das kommt daher, dass bereits im 17. Jahrhundert Neapel, neben Konstantinopel, die größte Stadt Europas war. Beide Städte brachten es damals auf jeweils rund eine halbe Million Einwohner. Die heutigen Millionenstädte Paris, London, Berlin, etc. waren damals vergleichsweise klein und wuchsen erst im Zeitalter der Industrialisierung zu großen Metropolen heran. Deshalb besitzen sie im Vergleich zu Neapel relativ kleine Altstadtkerne. Dafür ging im 19. Jh. die Industrialisierung weitgehend an Neapel vorbei und die Stadt wuchs nur langsam zur heutigen Größe von knapp einer Million Einwohner an.
2. Tag: Phlegräische Felder - naturkundlich: Der Name dieses Vulkangebietes leitet sich vom griechischen phlegràios ab, was brennend oder glühend bedeutet. Der Ursprung der Phlegräischen Felder ist älter als der des benachbarten Vesuvs und zeigt sich in seiner Ausprägung sowie Formensprache wesentlich vielfältiger. Eine vor 39.000 Jahren entstandene große Caldera, ein vulkano-tektonisches Einsturzgebiet, dehnt sich über ein Gebiet von mehr als 150 km² aus. Über 50 Eruptionszentren ganz unterschiedlichen Alters schaffen eine faszinierende Vulkanlandschaft. Darin liegt auch ein Teil des Stadtgebietes von Neapel und die vulkanische Doppelinsel Procida-Vivara. Genauso wenig wie der Vesuv, gelten die Phlegräischen Felder als erloschen. Im Moment herrscht nur relative Ruhe. Die Phlegräischen Felder werden heute zu den wenigen Super-Vulkanen der Erde gerechnet. Ein weiteres bekanntes Beispiel für einen Supervulkan wäre der Yellowstone-Vulkan im gleichnamigen amerikanischen Nationalpark. Supervulkane sind die größten bekannten Vulkane weltweit. Sie verfügen über gigantische Magmenkammern im Untergrund und bauen wegen der Heftigkeit ihrer explosiven Ausbrüche keine klassischen Vulkankegel auf sondern bilden riesige Calderen (Einbruchskrater). So beträgt der Durchmesser der ersten Phlegräischen Caldera vor 39.000 Jahren ca. 20 km und jener der zweiten, kleineren Explosion vor 15.000 Jahren, immerhin noch mehr als 12 km. Aus den Aschen jenes letzten Ausbruchs stammt der gelbe neapolitanische Tuffstein, auf dem und mit dem die Altstadt von Neapel errichtet wurde. Durch spätere kleinere Eruptionen entstanden weitere kleinere Krater und Vulkankegel. Zuletzt im Jahre 1538 der Kegel des Monte Nuovo.
Dieses bisher letzte Eruptivereignis von 1538 ist geschichtlich gut dokumentiert. Innerhalb von 8 Tagen entstand dabei der 133 m hohe Monte Nuovo (neuer Berg). Dieser Ausbruch zog große Landschaftsveränderungen nach sich. So wurde der einstmals viel größere Kratersee des Lago di Lucrino fast komplett zugreschüttet und wo sich einst die Ruinen der antike Hafenstadt Portus Iulius (benannt zu Ehren von Julius Cäsar) befanden, erhebt sich heute dieser jüngste Vulkankegel der Campi flegrei. Auch der kleine Kratersee von Baia ist komplett verschwunden. Für einen besseren Einblick in die Landschaftsveränderung siehe Vergleich der beiden Bilder nebenan.
Auf einem gut zu begehenden Pfad wandern wir bis zum Kraterrand des Monte Nuovo. Da er nie bebaut wurde und heute Naturschutzgebiet ist, bietet uns der kleine Vulkan neben einer fantastischen Rundumsicht über die Phlegräischen Felder auch die Gelegenheit eine weitgehend ungestörte mediterrane Vegetation mit Steineichenwäldern und mehr erleben zu können.
Vor dem Ausbruch des Monte Nuovo hob sich hier der Untergrund in wenigen Monaten um mehrere Meter und sank später nach dem Ausbruch wieder ab. Dieses typische Phänomen der Hebung und Absenkung der Landoberfläche nennt man Bradiseismus (griech. bradys seismos = langsame Bewegung). An der antiken Markthalle von Pozzuoli, die direkt am Meer liegt und im 2. Jh. n. Chr. errichtet wurde, lassen sich diese vertikalen Bewegungen der Erdoberfläche über die letzten 2.000 Jahre perfekt verfolgen: sobald die Markthalle unter den Meeresspiegel absank, siedelten sich auf den antiken Säulen Bohrmuscheln (Lithophaga lithophaga) an und hinterließen bis heute sichtbare Löcher. Die letzte Hebung (um zweieinhalb Meter) erfolgte zwischen 1982 bis 1984 und wurde von Erdbeben begleitet. Seit der Antike bewegte sich das Gebäude um mehr als 10 m in der Vertikalen. Einst im 2. Jh. v.Chr. in 6 m über dem Meeresspiegel errichtet, liegt das Macellum heute in etwa auf dem Niveau des aktuellen Meeresspiegels. Wegen der letzten heftigen Bewegungen musste die Bevölkerung von Pozzuoli zeitweise evakuiert werden. Bis heute wird an den durch die Erdbewegungen verursachten Gebäudeschäden in der schönen Altstadt von Pozzuoli gearbeitet.
Der Solfatara-Krater bei Pozzuoli gehört mit einem Alter von ca. 4.000 Jahren zu den neueren vulkanischen Ereignissen der Campi flegrei und kann deshalb noch mit vielfältigen postvulkanischen Erscheinungen aufwarten: brodelnde Schlammlöcher, schwefelwasserstoffhaltige Fumarolen, Mofetten sowie antiken Thermalanlagen. Um diese einzigartige vulkanische Landschaft zu schützen wurde 2003 der Regionalpark der Phlegräischen Felder eingerichtet. Danach bleibt uns noch Zeit für einen weiteren Programmpunkt: Er führt nach Rione Terra, dem eigentlichen historischen Kern von Pozzuoli, der erst seit kurzer Zeit überhaupt wieder besucht werden kann. Rione Terra musste wegen Erdbeben bereits 1970 evakuiert werden. Die starken bradiseismischen Bewegungen und auch die Erdbeben der 80er Jahre beschädigten die Altstadt so nachhaltig, dass sie vollkommen unbewohnbar wurde. Danach war dieser antike Stadtteil lange Zeit Gegenstand von Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen. Heute kann Rione Terra wieder besucht werden. Einer der Höhepunkte ist der Dom, welcher in einen antiken Tempel hinein gebaut wurde.
3. Tag: Phlegräische Felder - archäologisch: Genau hier, in den Phlegräischen Feldern, wurde im 8. Jh. v. Chr., von Griechen aus Euböa, die erste griechische Kolonie auf dem Festland Italiens gegründet: Kyme, römisch Cumae. Die Nähe zu den mit dem begehrten Eisen handelnden Etruskern war für die Standortwahl ausschlaggebend. Danach folgten südlich entlang der Küste weitere griechische Stadtgründungen wie Dikaiàrchia (heute Pozzuoli) sowie Partenope und Neapolis, die Ursiedlungen des heutigen Neapels. In der zweiten Hälfte des 4. Jh. v. Chr. geriet Kampanien langsam in den Einflussbereich Roms. Puteoli/Pozzuoli wurde ab Anfang des 2. Jh. v. Chr. der wichtigste Handelshafen Roms, bis 62 n. Chr. der Hafen von Ostia in Betrieb genommen wurde. Ganz in der Nähe, in Misenum/Miseno, war ab 12 v. Chr. die römische Flotte stationiert. Überall an der Küste des Golfes von Neapel entstanden luxuriöse Ferienvillen der Aristokraten aus Rom, die hier das milde Klima, die bezaubernde Landschaft und die warmen Thermalquellen schätzten. Auch der Kaiser selbst hatte hier einen großen Palast. Wir beginnen unseren Tagesausflug in Pozzuoli mit der Besichtigung des flavischen Amphitheaters aus dem 1. Jh. - es ist das drittgrößte des römischen Reiches. Hier wurden vor allem Jagden auf exotische Raubtiere veranstaltet. Bei der Besichtigung der unterirdischen Räumlichkeiten wird klar, welche Organisation dafür nötig war. Gerade hier kann man dies wunderbar sehen und verstehen, denn kein Amphitheater in der antiken Welt verfügt über einen besser erhaltenen Unterbau.
Weiterfahrt entlang der alten Via Domitiana nach Cumä mit kurzem Halt am Lago d’Averno, einem ertrunkenen Vulkankrater, der zur Zeit von Kaiser Augustus zum Meer hin geöffnet wurde und als geschütztes Hafenbecken genutzt werden konnte (siehe auch Abbildung Vergleich Heute-Antike).
Die Einfahrt in die Nachbarstadt Cuma führt bis heute durch den Arco Felice, ein zu Ehren von Kaiser Domitian errichtetes 20 m hohes Stadttor. Die Akropolis liegt auf einem Hügel am Meer. Die antike Stadtanlage besticht durch das Neben- und Übereinander griechischer, römischer und sogar byzantinischer Elemente. Die Bedeutung der Stadt steht im Zusammenhang mit dem Orakel der Sybille, verbunden mit der berühmten Geschichte um die Sybillinischen Bücher (520 v. Chr). Besonders beeindruckend ist die mystische Orakelhöhle und weitere, in den weichen Tuffstein gegrabene Tunnel und Durchbrüche. Die sehenswerten Überreste des griechischen und römischen Kyme/Cumae sind eines. Genauso schön ist deren unvergleichliche Lage in herrlicher Landschaft mit Blick weit über das Meer in einer fast biblisch anmutenden Szenerie der Ruinen zwischen alten Steineichen und Olivenbäumen. Da Cumä wegen seiner Abseitslage touristisch nicht so stark frequentiert ist, sind die Eindrücke umso schöner.
Anmerkung: neueste Forschungen legen nahe, dass es sich bei der beeindruckenden Orakelhöhle der Sybille vielmehr um einen Teil des griechischen Verteidigungssystems (Wehrtunnel) der Stadt handelt, die zum Schutz des ehemals unterhalb liegenden Hafens in den Tuffstein gegraben wurde. Die vermutlich echte, viel weniger spektakuläre Höhle der Sybille befindet sich demnach in der Nähe des Apollontempels.
Nach einer Mittagsrast geht es weiter nach Misenum. Unweit von hier wurde in augustäischer Zeit eine fast 13.000 Kubikmeter Wasser fassende Zisterne, die Piscina Mirabilis, in den vulkanischen Tuff gegraben. Das Wasser kam mithilfe eines fast 100 km langen Aquädukts aus dem Apennin (Aquädukt von Serino) und diente zur Wasserversorgung der römischen Flotte, deren Admiralität in Misenum ihren Sitz hatte. Diese zu den größten Wasserspeichern des Römischen Reiches zählende Zisterne ist nach 2.000 Jahren noch in perfektem Zustand und ein grandioses Raumerlebnis, vergleichbar mit dem Besuch einer unterirdischen Kathedrale. Das Kreuzgewölbe der Zisterne ruht auf 48 Pfeilern, aufgeteilt in 5 Längsschiffe von je 72 m Länge und 13 Querschiffen von 25 m Länge. Die Deckenhöhe beträgt 15 m.
4. Tag: Procida. Nach dem Frühstück geht es vom Hafen von Neapel mit dem Schiff zur Insel Procida. Die Fahrt dauert etwas mehr als eine Stunde und bietet Gelegenheit, die herrliche Kulisse von Neapel und der Phlegräischen Felder vom Meer aus zu betrachten. Durch Konsens seiner Bewohner und Dank der als Tourismusmagnet wirkenden Nachbarinsel Ischia, blieb das kleine Procida vom Massentourismus bisher verschont und präsentiert sich als echtes Kleinod. Eigentlich handelt es sich bei Procida um eine Doppelinsel, denn es ist über eine kleine Brücke mit dem nur wenige Zehnermeter entfernten kleinen Anhängsel, dem Inselchen Vivara, verbunden. Vivara ist der Rest eines ertrunkenen Kraterrandes und ein vollkommen bewaldetes Naturschutzgebiet. Es darf nur mit vorheriger Genehmigung betreten werden.
Wie schon erwähnt ist diese Doppelinsel als Teil der Phlegräischen Felder vulkanischen Ursprungs. Das benachbarte Ischia dagegen ist eine gehobene Scholle und gehört geologisch gesehen nicht zu den Campi flegrei. Der Vulkanismus Ischias ist ein weiteres Kapitel und wird u.a. Thema unserer gesonderten Studienreise nach Ischia.
Die fruchtbaren Vulkanböden sowie das ebene Relief des Inselkerns von Procida bieten ideale Voraussetzungen für die Landwirtschaft, während die Küstenorte von der immer noch existierenden Kleinfischerei mit malerischen Fischerbooten geprägt sind. An den steilen Inselrändern (das sind die Innenseiten ertrunkener Krater) gibt es äußerst sehenswerte Orte, die man vielleicht eher auf einer griechischen Insel als im Golf von Neapel suchen würde.
Nach der Ankunft auf Procida führt uns ein halbstündiger Spaziergang vom Hafen hinauf auf den mittelalterlichen Burgberg, die Terra Murata (ummauertes Land). Dies ist mit 91 m der höchste Punkt der Insel. Eine Führung durch das, über dem Meer thronende Benediktinerkloster von San Michele Arcangelo (Erzengel Michael) mit barockisierter Kirche, Bibliothek und recht skurrilen Räumlichkeiten aus vergangenen Zeiten, ist ein besonderes Erlebnis.
Nachdem wir von der Terra Murata aus die einmalige Aussicht über den gesamten Golf von Neapel genossen haben, gibt es nur noch eine Steigerung: vor der traumhaften Kulisse Marina di Corricellas in einer der einfachen Trattorien die Mittagspause mit frischem Fisch zu genießen. Übrigens wurde hier der berühmte Film Il Postino (der Postbote) gedreht, in dem der berühmte neapolitanische Schauspieler und Filmemacher Massimo Troisi die Hauptrolle spielt.
Zurück geht es wieder mit dem Schiff nach Neapel und der Nachmittag steht heute für eigene Entdeckung/Einkäufe/etc. zur freien Verfügung. Wer möchte, kann auch noch bis zum Abend auf Procida bleiben.
5. Tag: Königsschloss in Caserta (Weltkulturerbe) und Caserta Vecchia: Heute besuchen wir die 40 km entfernte Provinzhauptstadt Caserta. Hier liegt das beeindruckendste der vier neapolitanisch-bourbonischen Königsschlösser. Die Reggia ist eines der größten und prächtigsten Königsschlösser Europas. Es sollte einst das Schloss von Versailles übertreffen. Der gewaltige Bau hat eine Grundfläche von 247 × 184 Metern und verfügt über 1.200 Räume. Das ist mehr als das Doppelte des Buckingham Palastes in London. Besonders ist auch die prachtvolle Innenausstattung im Stil des Übergangs vom Spätbarock zum Klassizismus. Die besten Architekten und Maler ihrer Zeit haben dem Bau sein heutiges Gesicht gegeben. Zeitgleich mit dem Palast wurde ein über 120 ha großer, Schlosspark geschaffen. Die Parkanlage gehört zu den schönsten Europas und wurde entlang einer drei Kilometer langen Achse konzipiert. Die Mitte der Achse ist mit großen Wasserflächen und Kaskaden geschmückt, die im großen Diana-Brunnen ihren Höhepunkt finden. Das nötige Wasser dafür kommt aus dem Apennin und gelangt über ein 40 Kilometer langes Aquädukt in den Park.
Gegen Mittag geht es weiter in die Ausläufer des kampanischen Apennins. Ziel ist die hoch über der Ebene gelegene mittelalterliche Stadt von Caserta Vecchia mit einer Kathedrale aus normannischer Zeit. Der Kontrast zwischen der überbordenden spätbarocken-frühklassizistischen Pracht des neuen Königsschlosses in der Ebene und der mittelalterlichen Stadt in sicherer Höhenlage und weitem Blick in die Kampanische Ebene hinein, könnte nicht größer sein. Mit dem Bau des gewaltigen Schlosses in der Ebene geriet die ursprüngliche Stadt Caserta ins Abseits und stagnierte. Aus heutiger Sicht ein Glück, denn sonst hätte der Ort sein schönes, intaktes mittelalterliches Stadtbild nicht erhalten können.
6. Tag: Neapel (Weltkulturerbe): Der Tag ist ganz der historischen Altstadt von Neapel gewidmet. Nach dem Frühstück geht es zu Fuß über die unserer Unterkunft nahe gelegene Piazza Plebiscito und die Via Toledo (Neapels noble Einkaufstrasse) hinauf bis zur Piazza del Gesú Nuovo mit der gleichnamigen Kirche. Diese Kirche muss auf jeden Fall kurz besichtigt werden, denn ihre Fassade ist einmalig und besteht aus einer renaissancezeitlichen Diamentquaderfassade. Ursprünglich war dies die Fassade eines Adelspalastes in den später die Kirche hineingebaut wurde. Der prächtige barocke Innenraum und das Äußere stehen in einem großen Kontrast. Genauso gegenüber die Kirche Santa Chiara, eine der größten Kirchen Neapels, noch aus dem Mittelalter stammend. Der Innenraum mutet fast modern an und steigert noch die Größenwirkung des Innenraumes. Auf alten Photographien kann man sehen, dass der gesamte Kircheninnenraum einst vollständig mit herrlichen Fresken ausgestattet war. Im zweiten Weltkrieg brannte die Kirche nach einem Bombardement aber vollständig aus und die Fresken waren für immer verloren. Nur im Kreuzgang von Santa Chiara sind diese bis heute erhalten. Dazu kommen die herrliche Majolika-Verzierungen und bilden ein Ensemble, das einmalig in Italien und der Welt ist.
Die heutigen Besichtigungsziele in Neapel überschneiden sich natürlich nicht mit dem Neapeltag, bei der Exkursion Amalfiküste, Golf von Neapel & Cilento. Wer zum ersten Mal nach Neapel kommt, kann beispielsweise den Dom oder das Archäologische Nationalmuseum am Nachmittag des 4. Tages auf eigene Faust besichtigen - oder sich einfach für die Exkursion Amalfiküste anmelden …
Anschließend geht es weiter durch die Altstadt mit einigem Sehenswerten, bis wir zu einem unscheinbaren Gebäude kommen, das uns über eine Treppe fast 40 m in die Tiefe führt. Im Rahmen einer Spezialführung wollen wir das unterirdische Neapel erkunden, das sich über ein Gesamtnetz von über 80 km im weichen Tuffstein erstreckt. Es reicht vom 4. Jahrhundert vor Christus bis in die heutige Zeit. Wir entdecken die antike Zisternen und Aquädukte der Griechen und auch die Hallen, wo sich im zweiten Weltkrieg eine der deutschen Besatzungsmacht nicht zugängliche Stadt unter der Stadt erstreckte. Dabei haben wir auch die Gelegenheit Reste des römischen Theaters von Neapolis zu sehen, in dem Kaiser Nero gesungen haben soll. Wieder oberirdisch streifen wir danach noch einige schöne Plätze und Winkel, bevor wir uns mittags eine Pause in der Altstadt gönnen.
Mit der Funicolare di Montesanto (Standseilbahn) fahren wir anschließend bequem auf den Vomero-Hügel hinauf. Ein kurzer Fußweg führt uns zu einer der großartigsten Sehenswürdigkeiten Neapels, das Kartäuserkloster von San Martino. Im Rücken das Castel Sant’Elmo, genießt man von dort einen fantastischen Rundblick über die ganze Altstadt. Die Kartause besteht aus der prachtvollen Barockkirche Chiesa delle Donne (Marmorintarsien, berühmte Deckenfresken von Lanfranco), dem eigentlichen Kloster und einem Terrassengarten, von dem aus sich wieder ein herrlicher Blick, diesmal über den Golf von Neapel, öffnet. Der Bau des Klosters geht auf das 14. Jh. zurück. Die Kartause beherbergt seit 1886 das Nationalmuseum der Stadt Neapel in dem Kunstschätze aus den letzten Jahrhunderten ausgestellt sind. Besonders hervorzuheben ist die einzigartige neapolitanische Krippenausstellung. Krippen von klein bis riesengroß (z.T. bis 20 m Länge) sind zu sehen. Besonders hervorzuheben ist sicher die Krippe Cuciniello aus dem 19. Jh., die aus mehreren hundert Figuren, Tieren, Engeln und Miniaturgegenständen besteht. Wer bisher nur unsere normalen deutschen Grippen mit dem Jesuskind, Maria und Josef, Ochs und Esel sowie zwei bis drei Schafen kennt, wird nicht glauben können, was er in diesem Museum zu sehen bekommt.
7. Tag: Herculaneum. Heute fahren wir Richtung Vesuv, der bei dem großen Ausbruch von 79 n. Chr. die römischen Städte Pompei und Herkulaneum sowie kleine Siedlungen und Gutshöfe unter vulkanischen Ablagerungen begrub. Erst Anfang des 18. Jh. entdeckte man zuerst Herkulaneum und zehn Jahre später Pompei wieder, und man begann mit den Ausgrabungen, die bis heute nicht abgeschlossen sind. Im Vergleich zu Pompei hat man im viel weniger überlaufenen Herculaneum die Gelegenheit, ganz andere Einblicke im Zusammenhang mit dem Untergang der Vesuvstädte zu gewinnen.
Herculaneum ist dabei nicht nur die kleine Variante zu Pompei, sondern überrascht wegen der unterschiedlichen Art des Untergangs mit einer völlig anderen Substanz. Pompei wurde von Aschen langsam zugeschüttet. Das dem Vesuv viel nähere Herkulaneum wurde dagegen von einer mehrere hundert Grad heißen Glutwolke überrollt und in einem Augenblick begraben. Holzteile an den Häusern, wie z.B. Balken, wurden dabei innerhalb kürzester Zeit in Holzkohle umgewandelt und sind so heute noch zu sehen. In Pompei hingegen ist alles organische Material unter der Asche langsam verrottet und heute nicht mehr vorhanden.
Die kleine antike Stadt Herkulaneum wurde so unter insgesamt ca. 20 m dicken vulkanischen Schichten begraben, die aus mehreren pyroklastischen Strömen bestehen, die bei stark explosiven Eruptionen entlang der Flanken des Vulkans mit hoher Geschwindigkeit und Hitze nach unten flossen. Der Erhaltungszustand der Stadt ist umwerfend! Organisches Material verkohlte und wurde damit bis heute konserviert (Holztreppen, -türen, -fensterrahmen, Lebensmittel, Textilpressen…).
Nach einer Mittagspause führt unser Weg zum Vesuv. Jedoch geht es nicht wie bei der Exkursion Amalfiküste, Golf von Neapel & Cilento bis zum Kraterrand, sondern wir wollen heute auf einer kleinen vulkanologisch-naturkundlichen Wanderung den Vulkan noch besser kennen lernen. Im Gegensatz zur Gipfelfahrt, diesmal ganz ohne andere Touristen. Der letzte Ausbruch des Vesuvs war im Jahr 1944. Damals wurde nicht nur Asche aus dem Krater ausgestoßen sondern es öffneten sich unterhalb des Hauptkraters mehrere Spalten aus denen Magmen ausströmten und am Westhang des Berges langsam hinab auf den Ort San Sebastiano zuflossen. Dort werden wir hingehen und mit eigenen Augen beobachten wie sich dieser Lavastrom nach fast 80 Jahren verändert hat.
8. Tag: Rückreise: Je nach Abflugszeit besteht am Vormittag noch Zeit für einen letzten Bummel. Transfer zum Flughafen und Heimflug Neapel-Stuttgart.
(Änderungen vorbehalten)
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