und seine Nachbarländer - der Lebensraum der Albaner

1.-2. Tag: Anreise / Tirana, Kruja und Shkodra

3.-4. Tag: Montenegro und Kosovo

5.-6. Tag: Albanische Alpen und Drin-Schlucht

7.-9. Tag: Südalbanien

10.-12. Tag: von Mazedonien bis zur Adria / Rückreise

1. Tag: Anreise; Albaniens Hauptstadt Tirana

Besichtigungsziele und -themen:

  • Stadtentwicklung Tirana: von den Ursprüngen über die Diktatur bis zur modernen Metropole von heute

Anreise: Direktflug von Frankfurt nach Tirana mit Lufthansa, Flug LH 1424, 10:55-13:00 Uhr; Transfer vom Flughafen in die Innenstadt von Tirana.

Nach der Ankunft am Flughafen Mutter Teresa und der Fahrt ins Stadtzentrum, unternehmen wir noch vor dem Check-In im Hotel eine kurze Stadtrundfahrt zur Orientierung und Übersicht. Sehr schnell ist dabei zu erkennen, dass sich nach der Diktatur in nur wenigen Jahren eine erstaunliche, quirlig-bunte, Stadt entwickelt hat. Im Nationalmuseum, das sich direkt neben unserem Hotel befindet, unternehmen wir am Nachmittag eine informative Führung zur Landesgeschichte. Es folgt eine kurze Fußexkursion im Innenstadtbereich.

Tirana hat in den letzten 25 Jahren eine sehr dynamische Stadtentwicklung erfahren. Die einst düstere Stadt der kommunistischen Diktatur ist heute eine quirlig-bunte internationale Metropole. Mit jährlichen Zuwachsraten von 5 bis 7% ist Tirana weltweit eine der am schnellsten wachsenden Städte. Jüngere Schätzungen tendieren zu etwa 900.000 Einwohnern gegenüber knapp 250.000 am Ende der sozialistischen Epoche. Insofern hat sich die Unterentwicklung von einst in kürzester Zeit in eine regelrechte Hyperurbanisierung gewandelt. Auf dem Spaziergang durch die Innenstadt erleben auf nur kurzer Distanz eine eindrucksvolle Kombination aus Relikten der Vergangenheit und moderner Stadtentwicklung. Eine äußerst interessante Stellung nimmt dabei das Stadtviertel Bloku ein: aus den Straßen in denen einst, vom Volk hermetisch abgeriegelt, die berüchtigten Apparatschiki der kommunistischen Partei lebten, sind heute beliebte und teure Flaniermeilen geworden, die für jeden zugänglich sind. Nach jeweils nur kurzer Entfernung erreichen wir den Skanderbegplatz (direkt vor dem Hotel), die osmanische Et’hem-Bey-Moschee, das Nationaltheater, rechts und links des breit angelegten Bulevardi Dësmorët e Kombit die Regierungsgebäude und die Pyramide aus der Hoxha-Zeit sowie die neue orthodoxe Kirche.

2. Tag: Das Bollwerk des albanischen Nationalbewusstseins

Besichtigungsziele und -themen:

  • Kamza - Standortentwicklungen am Stadtrand von Tirana
  • Kruja - Zentrum des Skanderberg-Widerstands gegen die Osmanen
  • Shkodra - eine der ältesten Städte Albaniens
  • Burg Rozafa und die Illyrer sowie Einführung in die Naturlandschaft Nordalbaniens

Nach dem Frühstück fahren wir Richtung Norden und erfahren zunächst im Vorort Kamza einiges über die jüngsten stadtgeographischen und wirtschaftlichen Entwicklungen an der Peripherie Tiranas nach der Wende. Fast alle Gebäude des heutigen Vororts sind erst nach 1991 illegal oder halblegal errichtet worden und fast alle Einwohner sind Zuwanderer. Dies bedeutet einerseits zwar eine enorme Dynamik und zahlreiche Investitionen, andererseits aber auch viele Probleme und Unsicherheiten, was die Zukunft anbelangt.

Am Fuße der schroff ansteigenden Berge erreichen wir anschließend die kleine Stadt Kruja. Für die Albaner ist sie von hervorstechender Bedeutung und besonderer Kristallisationspunkt des albanischen Nationalbewusstseins, denn hier lag im 15. Jahrhundert das Zentrum des Skanderbeg-Widerstandes gegen die Osmanen. Nachdem wir den alten Basar am Fuße des Burgberges durchquert haben, in dem heute alle möglichen Souvenirs, aber auch alte Gebrauchsgegenstände erworben werden können, ist deshalb der Besuch des Skanderbeg-Museums schon fast eine Pflichtübung für jeden Besucher. Das Museum belohnt den interessierten Besucher mit Informationen über die Wurzeln und das Nationalbewusstsein der Albaner. Noch tiefer tauchen wir in vergangene Tage beim Besuch des Ethnographischen Museums ein. Mit originalen Einrichtungsgegenständen werden hier sehr lebhaft die Lebensumstände vergangener Tage präsentiert.

Nach einer Mittagspause in Kruja führt uns die Fahrt nach Shkodra, einem der ältesten Orte Albaniens. Mit rund 100.000 Einwohner ist Shkodër heute die drittgrößte Stadt Albaniens. In der Tiefebene um den Skutari-See gelegen, reicht der Blick von der Burg Rozafa über das hügelige Vorland der Albanischen Alpen zu den hohen Gipfeln des Malësia e Madhe und über die Flussebenen der Drin, Buna und Kiri. Bereits in der Bronzezeit, rund 4.000 Jahre vor heute, lebte hier der illyrische Volksstamm der Labeaten. Im 3. Jh. v.Chr. residierte auf der Burg Rozafa die bekannte illyrische Königin Teuta. Nach der römischen Eroberung 168 v.Chr. gehörte Albanien zwar zum Römischen Reich, ab 395 AD zu Byzanz, doch konnte hierdurch die kulturelle Identität und illyrische Tradition nicht gebrochen werden. Es bildeten sich starke regionale Fürstentümer, sodass die Stadt im 14. Jh. weitgehend unabhängig war. Erst 1468, nach dem Tod Skanderbegs, wurde Shkodër von den Türken besetzt. Bis dahin verteidigten 1.600 Mann die Stadt gegen eine türkische Übermacht von rund 100.000 Mann. Die Burganlage ist zudem, dank der herrlichen Aussicht, sehr gut für eine Einführung in die Besonderheiten der Natur Nordalbaniens geeignet.

3. Tag: Montenegro (Crna Gora)

Besichtigungsziele und -themen:

  • Küstenlandschaft und Skutari-See (Karstlandschaft und Polje)
  • Bar (albanisch: Tivari) im albanischen Siedlungsraum im Süden Montenegros
  • Moraça-Tal und Kolašin im bis zu 2403 m hohen Gebirge
  • Dinarischer Karst und seine Landschaftsformen

Von Shkodër ist es nicht weit bis über die Grenze nach Montenegro, das heute v.a. vom Tourismus lebt. Bei Ulcinj erreichen wir die Adria, die sich hier in besonderer Schönheit zeigt. Die Region stellt das wichtigste Zentrum der albanischen Minderheit in Montenegro dar. Die ersten bekannten Bewohner der Region waren die Illyrer, in der Antike griechische Kolonisten. Im 9. Jh. wird Bar als Antibarium erstmals urkundlich erwähnt. Bis ins 12. Jh. byzantinisch beherrscht, wurde die Region bis ins 16. Jh. wechselten sich Serben und die Republik Venedig als Herrscher ab. Bis 1877/78 war Bar osmanisch, danach gehört die Stadt bis heute zu Montenegro.

Nach kurzer Fahrt entlang der Küste erreichen wir die Stadt Bar (albanisch Tivari) mit ihrem bedeutenden Seehafen, queren das große Polje mit dem westlichen Ende des Skutari-Sees und die Hauptstadt von Montenegro: Podgorica. Das frühere industrielle Zentrum mit heute knapp unter 200.000 Einwohnern, besteht infolge ihrer bewegten Vergangenheit aus einer interessanten Mischung verschiedener Stilrichtungen.

Anschließend fahren wir durch das eindrucksvolle Moraça-Tal nach Kolašin, eine Kleinstadt inmitten der malerischen Berglandschaft im Nordosten Montenegros, die erst im 17. Jh. von den Osmanen gegründet wurde. Heute zählt sie zu den bedeutendsten Skiorten des Landes und ist wegen der guten Bergluft auch als Luftkurort beliebt.

4. Tag: Biogradska Gora Nationalpark und Kosovo

Besichtigungsziele und -themen:

  • Biogradska Gora Nationalpark / einer der wenigen Urwälder Europas / mit dem Biogradsko jezero
  • Peja und das serbisch-orthodoxe Kloster Visoki Dečani (UNESCO-Welterbe)
  • Gjakova und der Kosovokrieg

Nach dem Frühstück erreichen wir nach kurzer Fahrt den über 56 km² großen Biogradska Gora Nationalpark, einem der letzten Urwälder Europas, mit dem 1094 m Höhe gelegenen Gletscherrandsee Biogradsko jezero. Auf einem kleinen naturkundlichen Spaziergang (ca. 1 Stunde) erfahren wir hier einiges über die Entstehung des Gebirges und über die Vereisung der letzten Kaltzeiten. Neben rd. 2000 verschiedenen Pflanzenarten (viele davon sind endemisch), wird der Park u.a. von Bären bevölkert. Nahe der Kleinstadt Rožaje (Grenzraum zu Serbien und Kosovo) zählen das Tal der Ibar und die 2403 m hohe Hajla zu den bekanntesten Naturschönheiten der Region.

Rund 10 km nach Passieren der Grenze zwischen Montenegro und Kosovo erreichen wir Peja (slawisch Peć). Die schon in der Antike gegründete Stadt (Picaria) zählt heute rund 100.000 Einwohner, von denen sich über 91% als Kosovo-Albaner bezeichnen, kam 1253 unter die Herrschaft der Serben. 1346 in den Rang eines Patriarchats erhoben. In einer herrlichen Landschaft gelegen, gilt das Patriarchenkloster als das bedeutendste Bauwerk der serbisch-orthodoxen Christen. Das seit 2004 auf der Liste der UNESCO-Welterbestätten geführte Kloster Visoki Dečani (1328-1335 gegr.) ist architektonisch dem Stil der apulischen Gothik angelehnt. Mit seiner fünfschiffigen Basilika ist es daher das einzige serbische Kloster, in dem Kreuzgewölbe errichtet wurden. Die vollständig mit Fresken ausgeschmückte Kirche bietet die besterhaltenen mittelalterlichen Malereien Südosteuropas und mit dem Grab des Stefan Uroš III eine wichtige orthodoxe Kultstätte.

Die Weiterfahrt nach Bajram Curri (Albanien) führt durch eine herrliche Landschaft bis ins Hochgebirge der Albanischen Alpen. Die Kleinstadt liegt ruhig und abgelegen an den Hängen des weiten Talkessels der Valbona in rund 350 m Höhe.

5. Tag: Prokletije - Albanische Alpen

Besichtigungsziele und -themen:

  • das Prokletije - die Albanischen Alpen (Geologie und Landschaftsentstehung: alpidische Gebirgsbildung, Karstformen und Glazialspuren)
  • Landschaft des Valbona-Tals und Landflucht in der albanischen Peripherie
  • Prizren (UNESCO-Welterbe: Muttergotteskirche Ljeviška)

In Bajram Curri befinden wir uns schon am Fuße des Prokletije, ein Gebirgsmassiv und Teil der südöstlichen Dinariden, das im Zuge der alpidischen Gebirgsbildung entstand. Seine Kalkgesteine sind stark verkarstet und von Glazialspuren der letzen Eiszeiten gezeichnet. Zerklüftete Karlinge mit hochalpinen Steilwänden und von Gletschern geformte Trogtäler geben dem Gebirgsmassiv ein alpines Aussehen, weshalb es auch oft als Albanische Alpen bezeichnet wird Mit etwa 30 Gipfeln über 2500 m (höchster: Jezerca mit 2694 m), gehört das Gebirge zu den höchsten Regionen Südost-Europas und zur abgelegensten Albaniens. Neben Kalkgestein bilden Silikatgesteine (Gjeravica mit 2656 m, höchster Berg in der Republik Kosovo) und Schiefer Ausläufer des Gebirges. Im herrlichen Valbona-Tal warten ruhige Wälder, kleine Bergseen, Alpweiden, Höhlen, tiefe Schluchten und Wasserfälle auf den Besucher. Die Region leidet, wie alle albanischen Peripherien, jedoch sichtbar unter extremer Abwanderung.

Auf der Weiterfahrt erreichen wir Gjakova (95.000 Einw.), eine der wichtigsten Städte Kosovos. In ihrer Umgebung siedelten sich während der osmanischen Zeit immer mehr Albaner aus dem Hochland an. Im 19. Jh. wurde das Bestreben nach Unabhängigkeit der Albaner vom Osmanischen Reich größer, 1845 ein albanischer Aufstand jedoch zerschlagen. Durch die Balkankriege 1912/13 kam Gjakova zum Königreich Serbien, nach dem 2. Weltkrieg zu Jugoslawien, während das Hinterland im Westen und Süden der Stadt zu Albanien gehört. Es wundert deswegen kaum, dass während des Kosovokrieges 1998-1999 Gjakova zu den Hochburgen des albanischen Widerstandes zählte. Nach Eingreifen der NATO, mit Beteiligung der deutschen Luftwaffe, zogen sich die serbischen Truppen 1999 aus dem Kosovo zurück. Die Altstadt von Gjakova wurde dabei komplett zerstört, inzwischen ist sie jedoch wieder aufgebaut. Am 17.02.2008 erklärte sich die Republik Kosovo zum unabhängigen Staat, der inzwischen von 110 der 193 UN-Mitgliedsstaaten anerkannt wurde, zu den ersten zählten dabei Deutschland sowie Montenegro.

Als letztes Ziel des Tages erreichen wir Prizren, mit 179.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt des Landes und Sitz des katholischen Bischofs des Kosovo (78% der Einwohner sind Albaner, die sich meist zum Islam oder zur katholischen Kirche bekennen). Wahrzeichen der Stadt sind die osmanische Steinbrücke, die Festung im Osten der Stadt, die Sinan-Pascha-Moschee mit dem höchsten Minarett des Balkans, die serbisch-orthodoxe Muttergotteskirche Ljeviška (UNESCO-Welterbe) und die röm.-kath. Kathedrale von 1870 im Südwesten der Altstadt.

6. Tag: Von den Albanischen Alpen zur Myzeqe-Ebene

Besichtigungsziele und -themen:

  • Shkumbin - der Fluß als geographische Kulturgrenze von Gegen und Tosken
  • Myzeqe-Ebene: Transformation von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft in der Kornkammer Albaniens
  • Berat: muslimisch-christliche Doppelstadt und UNESCO-Welterbe

Früh am Morgen brechen wir zur Fahrt in den Süden Albaniens auf. Per Bus erreichen wir mittags am Shkumbin die Landesmitte. Der Fluss stellt die Kulturgrenze zwischen Nord- und Südalbanien dar: während im Norden und in Kosovo die Gegen ihren Siedlungsraum haben, leben südlich des Flusses die Tosken. Die Myzeqe-Ebene, mit ihrer intensiven Landwirtschaft, gilt als die Kornkammer Albaniens. Hier beschäftigen wir uns u.a. mit der Umgestaltung von der Planwirtschaft (Kooperativen bis 1990) hin zur freien Marktwirtschaft nach der Wende, welche Fortschritte dabei gemacht wurden, aber auch mit welchen Problemen und Schwierigkeiten ist dieser Übergang verbunden ist., und ob die hiesige Landwirtschaft im Falle eines EU-Beitritts konkurrenzfähig sein kann. Am Nachmittag erreichen wir Berat mit seiner zum UNESCO-Welterbe erhobenen Altstadt, die wir von unserer Unterkunft aus zu Fuß erkunden werden (Inhalte siehe nächster Tag).

7. Tag: Berat, Vlora und die Albanische Riviera

Besichtigungsziele und -themen:

  • Geschichte und Stadtgeographie der muslimisch-christlichen Stadt Berat (UNESCO-Welterbe)
  • Erdölfelder bei Fier und Patos (Wirtschaftsgeographie einer kommunistischen Planwirtschaft)
  • Vlora - albanische Unabhängigkeitserklärung
  • Geomorphologie der Albanische Riviera / Ionisches Meer und des Llogara-Passes

Die Stadt Berat (Besichtigung am Vortag), die bereits in der Antike eine mächtige illyrische Festung besaß, befindet sich in der Nähe des Tomorr, mit 2415 m der höchste Berg Südalbaniens und heiliger Berg und Pilgerort der Bektaschi (Anhänger eines einflussreichen Sufiordens). Bei einer ausgiebigen Begehung lernen wir alle drei historischen Stadtkerne von Berat, das den Beinamen Stadt der 1000 Fenster hat, intensiv kennen. Kalaja, das Burgviertel und einst Siedlungskern der illyrischen Dassareten, bietet nicht nur herrliche Ausblicke über die im Tal der Osum gelegenen Stadtviertel und auf die umliegende Bergwelt, sondern mit dem kleinen Onufri-Museum herrliche Ikonen des spätmittelalterlichen Meisters. Die an engen Gassen gelegenen Steinhäuser sind zu einem großen Teil bis heute bewohnt. Nach den Römern, deren Zisterne bis ins 19. Jh. in Betrieb war, beherrschten von 9. bis zum 11. Jh. die Bulgaren die Stadt. Ihnen folgten 1081 die Byzantiner, 1450 die Osmanen. Unterhalb des Burgviertels befindet sich, eng an den Berg geschmiegt, das muslimische Viertel Mangalem mit den Moscheen und einer Karawanserei. Lange nur über eine einzige Steinbrücke über den Osum zu erreichen war das christliche Viertel Gorica.

Auf dem Weg zur Hafenstadt Vlora lohnt sich ein Abstecher zu den Ölfeldern um Fier und Patos. Mit Blick auf Energieautarkie wurde im Sozialismus mit veralteter Technik Erdöl gefördert - mit kanadischen Investitionen erlebt die Förderung heute unter teils fragwürdigen Umständen eine Erneuerung. In Vlora, mit rd. 100.000 Einwohnern heute die drittgrößte Stadt Albaniens, erreichen wir die Straße von Otranto, der engsten Stelle der Adria (bis nach Italien sind es nur 75 km). Historische Bedeutung gewann Vlora am 28.11.1912 durch die albanische Unabhängigkeitserklärung nach Jahrhunderten osmanischer Besatzung. Südlich von Vlora erstreckt sich die vom Tourismus noch wenig erschlossene Albanische Riviera. Eine schmale Küstenstraße windet sich über den Llogara-Pass (1050 m, mit atemberaubendem Blick über die Steilküste) bis Saranda, wo wir direkt am Ionischen Meer Quartier beziehen werden. Auf dem Weg dort hin lässt sich ein Kuriosum der albanischen Kulturlandschaft beobachten: die erst in der sozialistischen Zeit angelegten Ackerterrassen einschließlich der aktuellen Erosionsformen.

8. Tag: Die Weltkulturerbe-Städte Butrint und Gjirokastra

Besichtigungsziele und -themen:

  • Butrint (UNESCO-Welterbe) / historische Geographie
  • Karstgeomorphologie und -hydrologie: Naturschutzgebiet am Quelltopf Blaues Auge
  • Gjirokastra (UNESCO-Welterbe)

In Sichtweite zur griechischen Insel Korfu liegt nur 20 km südlich von Saranda die 1992 zum UNESCO-Welterbe erklärte Ruinenstadt Butrint auf einer Insel im gleichnamigen See. Der heute zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Albaniens zählende Ort geht auf die epirotische Zeit im 10.-8. Jh. v. Chr. zurück. Seine Bevölkerung bestand aus Griechen und Illyrern. 228 v. Chr. wurde Butrint römisch und im 4. Jh. n. Chr. Sitz eines römisch-katholischer Bischofsitz’. Bulgarische, serbische und byzantinische Eroberungen läuteten den Niedergang der Stadt ein, die 1318 von Venedig besetzt wurde, das bis 1797 hier einen Stützpunkt unterhielt, während das Umland osmanisch regiert wurde. Zu den besterhaltenen Bauwerken von Butrint zählen heute das Theater im griechischen Stil, das römische Aquädukt und Forum, die frühchristliche Basilika aus dem 6. Jh. und das venezianische Kastell.

Unterwegs Richtung Nordosten halten wir an der mittelalterlichen St. Nikolauskirche (13. Jh.) im Dorf Mesopotam. Mit 11 x 19 m Ausmaß ist sie nicht nur der größte byzantinische Sakralbau, sondern zugleich wohl der originellste Albaniens. Nach weiteren 10 km widmen wir uns wieder der Natur: an der Karstquelle Blaues Auge (alb.: Syri i Kaltër). Mit einer Schüttung von ca. 8 m³/s ist der Quelltopf, aus dem das Wasser das gesamte Jahr über mit einer Temperatur von 12,7°C aus einem Höhlensystem empor gedrückt wird, die wasserreichste Quelle des Landes.

Das Stadtbild von Gjirokastra (ca. 20.000 Einw., UNESCO-Welterbe), Geburtsort des Schriftstellers Ismael Kadare und des Diktators Enver Hoxha, wird von der typischen Balkanarchitektur geprägt. Schon in der Antike besiedelt, gewann Gjirokastra als Teil des Byzantinischen Reichs an Bedeutung und wurde unter den Osmanen zur Haupt­stadt des Sandschak von Albanien. Während der kommunistischen Diktatur setzte die Industrialisierung ein, weil sie 1961 jedoch zugleich zur Museumsstadt erklärt wurde, entging das Stadtbild einer radikalen Veränderung. Die Stadtgeographie Gjirokastras spannt deshalb den Bogen einer historischen Genese bis hin zur Problematik der Erhaltung der typischen steinernen Dachlandschaft im Spannungsfeld von zeitgerechtem Wohnen, Welterbe und Tourismus. Zur Übernachtung in einem familiär geführten Hotel fahren wir am Abend weiter bis nach Përmet.

9. Tag: vom Vjosatal über die dünn besiedelten Hochebenen von Korça nach Voskopoja

Besichtigungsziele und -themen:

  • Vjosa-Tal (Geomorphologie und Erosionsschäden)
  • Përmet und Leskovik (sozialistische Agrostadt und neue Städte der kommunistischen Diktatur)
  • Korça – Wiege der albanischen Literatur und französischer Flair
  • Voskopoja – Siedlung in 1160 m Höhe, vom einstigen Handelsstützpunkt zur Bedeutungslosigkeit

Das äußerst abgeschiedene Tal der Vjosa ist einerseits von besonderer Schönheit, andererseits zeigen Erosions­formen ernorme Probleme durch Abholzung. Im Westen erreicht die parallel zum Fluss verlaufende Bergkette bei der Nemërçka eine Höhe von fast 2500 m. Unser Weg über Erseka durchs Hochland von Kolonja, im Grenzbereich zu Griechenland, wird von vielen Bunkern begleitet. Hoxha ließ aus Angst vor Invasoren in den 1970er Jahren 280.000 dieser Zwei-Mann-Betonpilze im ganzen Land bauen (geplant waren 700.000). Haltepunkte sind u.a. in Leskovik, eine der neuen Städte, die heute in ihrer Existenz bedroht sind, vorgesehen. Am Nachmittag erreichen wir Korça, die wichtigste Stadt im Südosten Albaniens. Als relativ junge Stadt (um 1280 erstmals erwähnt), wurde der Ort im späten 19. Jh. ein Zentrum der Nationalbewegung (Rilindja). Hier wurde 1887 die erste Volksschule des Landes eröffnet. Zahlreiche abendländisch angehauchte Palais zeugen davon, dass die Stadt um 1900 ein wohlhabendes Handelszentrum war. Im Basarviertel sind von den einst sechzehn Han, die als Unterkünfte für Karawanen dienten, noch zwei vorhanden. Die breiten, von Bäumen gesäumten Boulevards erinnern ein wenig an südfranzösische Städte und machen Korça zu einer architektonischen Seltenheit in Albanien. Anschließend fahren wir in den kleinen, in malerischer Landschaft gelegenen Ort Voskopoja (700 Einwohner), rd. 20 km westlich von Korça. Nach seiner Blütezeit im 17. und 18. Jh. ist Voskopoja heute eine weitgehend wüst gefallene osmanische Siedlung in 1160 m Höhe, in der orthodoxe Kirchen, von denen 5 vollständig erhalten sind, von religiöser Toleranz und v.a. von der ehemaligen Bedeutung des heutigen Dorfes zeugen. Nach einem interessanten Gespräch mit dem Priester der Nikolaskirche essen und übernachten wir in einer familiär geführten Pension in der schönen Villa Falo.

10. Tag: Mazedonien

Besichtigungsziele und -themen:

  • Ohrid-See / Mazedonien mit Sveti Naum und Altstadt von Ohrid (UNESCO-Welterbe)
  • Bevölkerungsgeographie und -entwicklung in einem historischen Brennpunkt

Nach einem morgendlichen Spaziergang in Voskopoja fahren wir Richtung Ohrid-See nach Mazedonien. Direkt nach dem Grenzübergang ist unser erstes Ziel das Kloster Sveti Naum aus dem 9. Jh. Mazedonien schaffte als einziges Land des ehemaligen Jugoslawien den friedlichen Weg in die Unabhängigkeit. Der Nachmittag ist für die Besichtigungen der Altstadt von Ohrid (UNESCO-Welterbe) geplant, die mehreren großartigen Kulturen zu verdanken ist. Ohrid gilt als Perle unter den mazedonischen Städten. Bulgaren, Osmanen und Serben lebten hier Tür an Tür und regelten ihre Rechte als Minderheiten vertraglich - auf dem Balkan eher eine Seltenheit. Nach der illyrischen Stadtgründung im 8. Jh. v. Chr. geriet die Region zunächst unter makedonische, griechische und römische, im Mittelalter unter bulgarische und schließlich osmanische Herrschaft. Durch die Balkankriege vorübergehend serbisch, im 2. Weltkrieg wieder bulgarisch, danach jugoslawisch, ließen Ohrid auch im 20. Jh. bewegte Zeiten erleben. Seit 2005 erlebt die Stadt durch den Tourismus einen wirtschaftlichen Aufschwung (Abendessen und Übernachtung in Ohrid).

11. Tag: Vom Ohrid-See, über die Via Egnatia, bis nach Durres

Besichtigungsziele und -themen:

  • Elbasan – einst Stahlschmiede der Hoxha-Diktatur und der damit verbundenen Umweltproblematik
  • Durres – römische Stadt, venezianische Festung und heutiger Badeort an der Adria

Nach dem Grenzübergang fahren wir parallel zur berühmten römischen Heerstraße Via Egnatia, die einst Adria und Bosporus verband, Richtung Küste. Die osmanische Altstadt von Elbasan mit ihren gewundenen Gassen konnte ihren orientalischen Charakter bis zum heutigen Tag bewahren. Während der Diktatur lag bei Elbasan der größte metallurgische Betrieb Albaniens (Stahl der Partei), gleichsam das Rückgrat der albanischen Industrialisierung im Sozialismus. Da die Produktion nach dem Bankrott des Kommunismus so gut wie stillgelegt wurde, hat die Stadt heutzutage nicht nur mit den Umweltschäden, sondern zugleich mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Nach einer Mittagspause in der Altstadt von Elbasan fahren wir zum Strand von Durres direkt am Adriatischen Meer. Albanische Spezialitäten vom Feinsten stehen beim Abschiedsabendessen auf dem Menüplan.

12. Tag: Auf Wiedersehen Albanien – Mirupafshim Shqipëria; Rückflug nach Deutschland

Am  frühen Vormittag besuchen wir die Altstadt von Durres, die 627 v. Chr. als Epidamnos von dorischen Kolonisten aus Korinth und Korfu gegründet wurde.

Danach Transfer zum Flughafen von Tirana und Rückflug nach Frankfurt mit Lufthansa: Flug LH 1425, 13:40-16:00 Uhr.

Sie können sich das Reiseprogramm auch als (druckbare) PDF-Datei herunterladen:
Detailliertes Reiseprogramm