Sizilien - Teil II
Sicilia terra mia – Mein Sizilien - Monti Iblei, Süden und Westen
1.-4. Tag: Anreise; Monti Iblei und Siziliens Südosten
5.-6. Tag: Südküste mit Scala dei Turchi, Agrigento, Selinunte
7.-10. Tag: Siziliens Westen
Für Details und weitere Informationen klicken Sie bitte auf untenstehende Reiseabschnitte:
1. Tag: Anreise, Flug nach Catania
Bei Ankunft am Vormittag (abhängig vom Flugplan) lässt uns ein erster Esresso in der historischen Altstadt von Catania in Sizilien ankommen. Kurzprogramm Catania, dann Besuch unseres Freundes Domenico der eine Bio-Orangenplantage bei Catania betreibt, mit Führung. Weiter zur ersten Unterkunft, einem ehemaligen historischen Landgut inmitten der Monti Iblei, das heute in ein ****Hotel mit allen Annehmlichkeiten, inkl. großem Pool, umgebaut wurde.
Dort wohnen wir nicht nur in schönster Umgebung, sondern auch strategisch günstig inmitten der Sehenswürdigkeiten, die wir in den nächsten Tagen in allen Richtungen erkunden werden (3 Übernachtungen).
2. Tag: die tief zerschnittenen Hochebenen der Monti Iblei und Riserva Naturale Pantalica e Torrente Cavagrande
Pantalica. Das UNESCO-Weltkulturerbe datiert zurück in die späte Bronzezeit. Es handelt sich um die berühmte Nekropole der Sikuler mit rund 5000 Felskammergräbern in einer grandiosen Landschaft, von der wir einen kleinen, aber besonders schönen Teil durchwandern (ca. 2-3 Stunden, davon reine Gehzeit ca. 1 Stunde).
Auf dem Weg erleben wir die typischen Felsengräber aus nächster Nähe sowie auch spätere Relikte, wie kleine Felsenkirchen inmitten ehemaliger Höhlensiedlungen aus Spätantike und Mittelalter. Die kleine Wanderung auf einem alten Eselspfad, immer die Höhe haltend, entlang des oberen Talrandes des Anapo, bietet dabei fantastische Ausblicke. Beachtung finden auf unserem Weg selbstverständlich auch die besondere Pflanzen- und mit etwas Glück auch Tierwelt.
Ziel der Wanderung ist der Anaktoron genannte (Palast)-Gebäudekomplex der Sikuler aus der Zeit um 1100 v. Chr, also noch aus vorgriechischer Zeit. Es handelt sich dabei um die einzigen Gebäudereste der ehemaligen Sikulerstadt. Auch wenn keine spektakulären Ruinen zu sehen sind, sondern nur ein paar Grundmauern, hat dieser Ort doch eine große geschichtliche Bedeutung.
Via eines der schönsten Dörfer Italiens namens Ferla geht es hinunter ins Tal des Anapo und auf der anderen Seite der Brücke wieder hinauf bis zum Städtchen Palazzolo Acreide. Der Ort mit etwas mehr als 8000 Einwohnern in 670 m Höhe, in den sich kaum ein anderer Tourist verirrt, gehört trotz seiner abgelegenen Lage seit 2002 zum UNESCO-Welterbe der spätbarocken Städte des Val di Noto.
Komplett zerstört beim großen Erdbeben von 1693 wurde der Ort im spätbarocken Stil wieder aufgebaut und präsentiert sich heute als eines der Barockjuwelen Siziliens. Dies jedoch ohne den Rummel, den wir im weit berühmteren Noto oder Ragusa noch erleben werden. Für eine ruhige Einführung in die Besonderheiten dieser spätbarocken Städte gibt es kaum einen besseren Ort. Die historischen Wurzeln Palazzolos gehen bis in die Zeit der griechischen Kolonisation Sizilien zurück.
So wurde die Stadt, das antike Akrai, 664 v. Chr. von Syrakus aus gegründet, um die Handelswege zu den griechischen Städten im Süden zu schützen und den Handel mit dem Binnenland von Sizilien zu sichern. Auch hier erwarten uns keine spektakulären Ruinen, wie die griechischen Tempel von Agrigent oder Selinunte. Es sind aber noch Reste des Theaters vorhanden und ein paar weitere interessante Relikte zu sehen.
Danach zurück zu unserer Unterkunft.
3. Tag: Riserva Naturale Orientata Oasi Faunistica di Vendicari und Noto
Nach dem gestrigen Tag in den Bergen der Monti Iblei geht es heute ans Meer zu einem Besuch des Riserva Naturale Orientata Oasi Faunistica di Vendicari, bevor wir am Nachmittag mit Noto den Höhepunkt des Sizilianischen Barocks erleben. Noch bevor wir am Morgen von unserer Unterkunft aus Vendicari erreichen, erwartet uns ein ganz besonderes und nur wenigen Menschen bekanntes Kleinod Siziliens.
Jeder kennt die berühmten römischen Mosaike in der Villa Romana bei Piazza Armerina (UNESCO-Welterbe), aber nur wenige haben bisher von den Mosaiken in der Villa Romana del Tellaro gehört. Warum ist das so? Zum einen wurden die Mosaike erst 1971 entdeckt und dann über die lange Zeit von 30 Jahren in Syrakus restauriert, bevor Sie 2003 wieder an ihren Fundort zurückkamen. Erst 2008 wurden sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es sind zwar nur wenige der großen Bodenmosaike aus dem 4. Jahrhundert erhalten, diese sind jedoch von einmaliger Qualität und Schönheit. Dort vorbeizufahren und die Mosaike links liegen zu lassen, käme einer schweren Sünde gleich.
Von der ehemaligen römischen Villa aus sind es nur noch 10 Minuten Fahrt bis zum Eingang des Naturschutzgebiets von Vendicari. Weil das Sträßchen, das zum Eingang führt, zu eng für unseren Exkursionsbus ist, geht es in einem 15-minütigen Spaziergang bis zum Einlaß. Nach einer kurzen Einführung und Orientierung spazieren wir auf einigen der gut ausgebauten Pfade durch verschiedene Feucht- und Trockenökotope, mit der für sie jeweils typischen Vegetation (reine Gehzeit im Naturpark ohne Erklärungen und Beobachtungen, ca. 1-1,5 Std). Besonders interessant sind natürlich die Pantani. Übersetzt heißt das Sumpf, bezeichnet aber in erster Linie die vom Meer mehr oder weniger abgetrennten Süß- und Brackwasserseen des Parks.
Das Naturreservat ist mit seinen 1450 ha Fläche das größte und wichtigste zusammenhängende Feuchtgebiet auf Sizilien und ein Vogelparadies ersten Ranges. Für Zugvögel stellt es einen der wichtigsten Rastplätze im Mittelmeerraum dar. Ganzjährig zu beobachten sind beispielsweise Löffler, Flamingos, Pelikane, Kraniche und Störche. Die Sandstrände des Reservats sind außerdem Brutplatz für die im Mittelmeer stark gefährdeten Meeresschildkröten. Sehr interessant und sehenswert ist auch die Ruine der historischen Tonnara (Thunfischfabrik), die uns erste Einblicke in den früher auf Sizilien allgegenwärtigen Thunfischfang bietet.
Von Vendicari aus erreicht man in weniger als einer halben Stunde Fahrt die berühmteste der spätbarocken Städte Siziliens Noto (UNESCO-Weltkulturerbe). Noto ist unter den Barockstädten der Insel deshalb so besonders und prächtig ausgestaltet, weil es nach dem zerstörerischen Erdbeben von 1693 nicht mehr am alten Ort aufgebaut wurde. Das heutige Noto ist eine 14 km davon entfernte Neugründung nach den damals modernsten stadtplanerischen Grundzügen der Barockarchitektur. Ein Stadtrundgang mit einigen Innenbesichtigungen erschließt uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Am Spätnachmittag zurück zur Unterkunft.
4. Tag: Quartierwechsel, Ragusa und Donnafugata
Mit unserem Gepäck im Kofferraum geht es nach dem Frühstück Richtung Südküste.
Zunächst aber machen wir noch einmal einen Abstecher in die südlichen Monti Iblei, wo die beiden, ebenfalls zum UNESCO-Welterbe Spätbarocke Städte des Val di Noto zählenden Städte Modica und Ragusa in kurzer Distanz zueinander liegen. Jetzt könnte man sagen: „was, schon wieder eine Barockstadt“. Lassen Sie sich überraschen: es lohnt sich! Beide Orte sind einmalig und ganz unterschiedlich von dem, was wir bisher gesehen haben. In Modica machen wir, sofern es die Zeit erlaubt, ohnehin nur einen kurzen Halt, denn Ragusa ist der eigentliche Programmpunkt dieses Tages.
Die Provinzhauptstadt Ragusa zählt ca. 80.000 Einwohner und liegt malerisch in den südlichen Monti Iblei in 520 m Höhe. Das Besondere: Sie besteht aus zwei Teilen. Die eigentliche Altstadt ist Ragusa Ibla. Dieser Teil liegt sehr malerisch auf einem Sporn hoch über dem Talgrund des Irminio. Die weiter oben auf dem Plateau gelegene Neustadt ist durch eine Schlucht davon getrennt. Die Neustadt entstand erst nach dem Erdbeben von 1693, wurde einem rechtwinkligen Straßensystem folgend als spätbarocke Planstadt begonnen und beherbergt die modernen Stadtteile Ragusas, wo auch die überwiegende Mehrheit der Stadtbevölkerung lebt.
Die mittelalterliche Bausubstanz des alten Ragusa Ibla wurde 1693 vollständig zerstört und spätbarock an Ort und Stelle wieder aufgebaut. Das alte mittelalterliche Straßensystem mit seinen unregelmäßigen und verwinkelten Gässchen wurde aber beibehalten. Die Mischung aus mittelalterlicher Anlage und spätbarocker Gebäudesubstanz macht mit den Reiz Ragusa Iblas aus. Von touristischem Interesse ist daher in erster Linie Ragusa Ibla, das über einige wirkliche Höhepunkte der Barockarchitektur verfügt. Gegenwärtig in den Gässchen ist natürlich auch der berühmte Commissario Montalbano, denn Ragusa wie auch Modica waren immer wieder Kulisse für die Montalbano Verfilmungen. Ein Stadtrundgang bringt uns zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt und es gibt natürlich auch etwas Zeit für eigene Interessen, einen Cappuccino auf der Piazza, etc. Mittagspause in Ragusa.
Nach der Mittagspause geht die Fahrt Richtung Süden und Meer. Einen schönen Programmpunkt hat der Tag aber noch zu bieten: das Castello di Donnafugata. Jeder, der schon einmal etwas von dem berühmten Buch „der Leopard“ von Giuseppe Tomasi di Lampedusa gehört oder es sogar gelesen hat, wird bei diesem Namen hellhörig. Für Sizilien-Liebhaber ist dieses berühmte Buch fast so etwas wie eine Pflichtlektüre. Es handelt von der Geschichte des Fürstenhauses Salina vor dem Hintergrund der politischen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts (Einigung Italiens) mit dem Niedergang des sizilianischen Adels und Aufstieg des Bürgertums. Will man das heutige Sizilien begreifen, trägt ein Blick in diese Vergangenheit zum Verständnis des heutigen Siziliens auf jeden Fall mit bei. Betritt man das Schloss, taucht man ganz ins adlige Sizilien des 19. Jahrhunderts ein.
Die sehr authentischen Räume des in venezianischer Architektur gehaltenen Schlosses bieten manchen schönen Einblick und auch der Schlosspark ist äußerst sehenswert.
Am Abend erreichen wir unsere nächste Unterkunft in der Nähe des unspektakulären Ortes Realmonte an der Südküste unweit Agrigents und direkt am Meer oberhalb der Scala dei Turchi (2 Nächte).
5. Tag: Scala dei Turchi und Agrigent
Geologisch gesehen sind wir mit der Südküste bei der Scala dei Turchi in einem ganz neuen Teil Siziliens angekommen. Wir haben die Afrikanische Kontinentalplatte verlassen und befinden uns geologisch wieder in Europa. Das Gebirgsland und die Hochplateaus aus massivem Gestein sind einer hügeligen Landschaft aus relativ jungen, wenig verfestigten Sedimentgesteinen gewichen. Dieses Material ist im Bereich der Südküste zum Teil so weich, dass es die Meeresbrandung sehr einfach hat, erosiv tätig zu werden. Die weichen Sedimente aus Mergelgestein (eine Mischung aus Ton und Kalk) sowie schwach gebundener Sandstein, können von der Meeresbrandung sehr leicht angegriffen, weggespült und unterschnitten werden. So entstehen Hohlkehlen, die sich immer mehr vertiefen, bis das darüber anstehende Gesteinsmaterial herab bricht und ebenfalls vom Meer abtransportiert wird. Auf diese Weise entstehen die für diesen Teil Siziliens typischen Steilküsten mit langen vorgelagerten Sandstränden.
An der Steilküste der Skala dei Turchi ist das an der Küste anstehende Mergelgestein nicht einheitlich. Verschieden harte Schichten von Mergeln lagern übereinander. Greift die Erosion an, so werden die härteren Mergelbänder als Bänke herauspräpariert, wodurch ein schneeweißer, vielfach getreppter Fels entsteht. Nach jedem Winter mit seinen Stürmen, welche die Küste modellieren, ändert sich das Aussehen der Türkentreppe. Teile davon brechen ab, andere werden freigelegt. Es ist ein sehr dynamischer Vorgang und wenn die lokale Mergellage einst vollständig erodiert ist, wird die Scala dei Turchi irgendwann in der Zukunft verschwunden sein. Das dauert aber sicher noch sehr, sehr lange. Es gibt zurzeit auch Überlegungen der lokalen Behörden, die Scala dei Turchi zu sperren, denn das Zuviel an Menschen, die sie täglich betreten, ist ein zusätzlicher Erosionsfaktor.
Beim morgendlichen Besuch (fast alle anderen Touristen kommen am Abend zum Sonnenuntergang) erleben wir das Naturschauspiel ganz ohne Rummel und es bleibt auch noch etwas Zeit für ein Bad im Meer.
Nachmittags fahren wir von unserer Unterkunft in etwa einer halben Stunde zum UNESCO-Weltkulturerbe ins Tal der Tempel nach Agrigent. Dies ebenfalls ganz bewusst erst am Nachmittag, wenn sich der morgendliche Touristenstrom längst wieder verzogen hat. Die berühmten Tempel von Agrigent bei tief stehender Nachmittagssonne und wenig anderen Menschen zu erleben ist ein ganz besonderer Genuß. Die Liste der Sehenswürdigkeiten im weitläufigen Valle dei templi (Tal der Tempel) ist lang und so sollte man ausreichend Zeit für die Ruinen des griechischen Akragas mitbringen, was wir auf jeden Fall tun, um zwischen den vielen Tempeln wie Concordia-, Herakles-, Dioskuren-Tempel, dem Olympieion, etc. auch einmal ausruhen zu können.
Der Name Valle dei Templi für das heutige UNESCO-Welterbe ist dabei eigentlich irreführend, denn das Tal der Tempel befindet sich nicht in einem Tal sondern auf einem lang gestreckten Hochplateau. Aus Sicht der Lage der modernen Stadt Agrigent (und der damals griechischen Akropolis), die sich in höherer Lage weiter Land einwärts befinden, sieht es tatsächlich so aus, als würden die Tempel am südlichen Ende des einstigen Akragas am Rande eines Tales liegen.
6. Tag: von der Scala dei Turchi via Selinunte und Cave di Cusa nach Marsala
Vielleicht nach einem Frühschwimmen im Meer verlassen wir nach dem Frühstück unsere Unterkunft an der Scala dei Turchi und fahren vorbei an Sciacca entlang der Südküste Richtung Westen bis zur letzten der antiken griechischen Städte Siziliens. Weiter im Westen begann während der Antike das karthagische Territorium Siziliens, das wir während der Tage 7-10 besser kennen lernen werden. Zurück zu den Griechen: die griechische Stadt Selinus, heute Selinunte (UNESCO-Welterbe) wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. gegründet und entwickelte sich zu einer der bedeutendsten und größten Städte im griechischen Teil Siziliens. Die Geschichte Selinunts endet mit dem ersten Punischen Krieg. Es wird im Jahre 250 v. Chr. von den Römern zerstört. Erhalten geblieben sind uns die beeindruckenden Reste etlicher Tempel und eine große archäologische Zone, die ganz andere Eindrücke hinterlässt als jene von Agrigent. Welche von beiden Städten Selinunte oder Agrigent Ihr Favorit wird, entscheiden Sie selbst.
Selinunt bietet uns außerdem die Gelegenheit einmal sehr anschaulich nachvollziehen zu können, woher die Steine und Säulen für eine solche antike Stadt kamen und wie Sie aus dem anstehenden Fels herauspräpariert wurden. Einige Kilometer von der Ruinenstadt entfernt erreichen wir über eine kleines, rumpeliges Sträßchen inmitten von Olivenhainen den antiken Steinbruch Cave di Cusa. Hier wurden Steine und Säulen für die Tempel Selinunts gebrochen und sind in jedem Stadium der Herstellung, auf einem Spaziergang durch die Natur zu sehen. Eine ganz einmalige Sache.
Bevor wir die Westküste erreichen durchfahren wir eine Landschaft, in der die besten Oliven Siziliens angebaut werden. Die berühmte Olivensorte Nocellara di Belice. Dies werden wir uns etwas genauer anschauen und selbstverständlich auch verkosten. Am Nachmittag geht es weiterer zu unserer letzten Unterkunft inmitten der schönen Altstadt von Marsala, einem historischen Klostergebäude das in ein sehr schönes Hotel umgewandelt wurde (4 Nächte).
7. - 9. Tag: Erice, Mazara del Vallo, Marsala, Stagnone mit Salzgärten, Mozia, Insel Favignana
Von unserer Unterkunft in Marsala aus (4 Nächte) können wir mit wenig Fahrtaufwand die Programmpunkte der kommenden Tage je nach Wetter und Öffnungszeiten flexibel gestalten. Unser kleines Hotel liegt inmitten der schönen Altstadt Marsalas in einem historischen Gebäude (ehemaliges Kloster), das 2005 unter bestmöglicher Erhaltung der schönen alten Substanz in ein komfortables Hotel umgebaut wurde. Die Stadt Marsala selbst ist insofern kein isolierter Programmpunkt, denn wir werden sie jeden Tag erleben und immer besser kennen lernen.
Marsala wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. unter dem Namen Lilybaion von den Karthagern als neue Festung gegründet, nachdem Motya (Mozia), das wir später kennen lernen werden, von den Syrakusanern zerstört wurde. Heute hat die Stadt, die längst über die Mauern der Altstadt hinausgewachsen ist etwa 80.000 Einwohner. Den Namen Marsalas kennt jeder wegen des berühmtesten Produktes aus dieser Stadt, dem berühmten Marsala-Wein, der heute nicht nur als süßer Likörwein sondern ähnlich dem Sherry in allen möglichen Geschmacksvarianten ausgebaut wird. Selbstverständlich werden wir die berühmteste und älteste Kellerei Marsalas kennen lernen und das eine oder andere Gläschen verkosten.
Viel weiter als die Geschichte Marsalas reicht jene von Erice zurück. Die ersten Siedlungsspuren auf dem isolierten Berg, der unvermittelt aus der westlichen Küstenebene auf 751 m emporsteigt, gehen auf vorgeschichtliche Zeiten zurück. In der Antike war die Stadt von den Elymern besiedelt. Die Elymer waren eines der vorgriechischen / vorkarthagischen Völkern Siziliens, die sich später mit den neuen Herrschern arrangierten und teilweise sogar deren Kultur übernahmen.
Der Antike Name Erice geht auf Eryx, einen Sohn der Liebesgöttin Aphrodite zurück, der ein Tempel auf dem Berg geweiht war. Noch heute gilt Erice deshalb als Ort der Liebenden. Ihr heutiges Erscheinungsbild ist ganz und gar mittelalterlich und stellt einen schönen Kontrast zu den sonst eher Barock geprägten Städten der Umgebung dar. Ja man kann Erice durchaus als einen wirklich sehr schönen, mittelalterlich erhaltenen Museumsort, in fantastischer Lage bezeichnen. Sein Überleben verdankt der Ort heute dem Tourismus.
Nicht weniger schön als Erice selbst, ist der grandiose Panoramablick, den man vom Berg Eryx aus auf die Egadischen Inseln und die Küstenebene mit ihren vielen, in der Sonne glitzernden Salzgärten hat. Auf der anderen Seite des Berges geht der Blick über die Nordküste bis nach Osten zum Golf von Castellamare. Allein schon wegen der Aussicht lohnt sich eine Fahrt auf den Eryx.
Die Lagune dello Stagnone nördlich Marsalas bis an den Südrand von Trapani zeichnet sich durch teilweise sehr geringe Wassertiefen aus. Oft sind es auf weite Strecken von der Küste bis hinaus aufs Meer nur wenige Dezimeter. Zusammen mit dem Westwind vom Meer her (erhöht die Verdunstung bei der Salzgewinnung) ein idealer Ort für die Anlage von Salzgärten so weit das Auge reicht. Der Besuch einer Saline muss am Nachmittag erfolgen, denn erst bei tief stehender Sonne erreicht die Faszination eines Salzgartens seinen Höhepunkt, nämlich dann wenn sich der Himmel vor Sonnenuntergang mit seinen vielen Farben im Wasser der Salinenbecken spiegelt. Ein unglaublich schönes Erlebnis, das uns hoffentlich bei gutem Wetter beschieden sein wird. Natürlich erfahren Sie auch alles über die Anlage eines Salzgartens und wie und welches Salz in verschiedenen Schritten gewonnen wird.
Im Vergleich mit anderen schönen Städten Siziliens sieht man nur wenige andere Touristen im ca. 1 Stunde Fahrtzeit südlich von Marsala gelegenen Mazara del Vallo. Dies ganz zu unrecht, denn die Stadt bietet einige sehr schöne und teils ganz besondere Sehenswürdigkeiten. Das alte Mazara hat eine lange Geschichte, die von den Karthagern über die Römer, Byzantiner, Araber und Normannen bis zur jüngeren Geschichte reicht. Fast alle Epochen haben dort etwas Materielles hinterlassen, das wir uns anschauen können. Von besonderem Charme ist dabei die historische Altstadt. Ein großes Viertel der Altstadt verrät schon durch seinen Namen Kasbah seine Entstehung während der arabischen Zeit Siziliens im 9. und 10. Jahrhundert.
Beim Gang durch dieses schöne Viertel wird man tatsächlich an eine arabische Altstadt erinnert, wie man sie von jenseits des Meeres, von Tunesien oder Marokko her kennt. Nur die typisch sizilianischen Balkone, die später angebaut wurden (s. Bild) verweisen darauf, tatsächlich in Europa zu sein. Unser Rundgang führt uns also vom Hafen zur kleinen Normannenkirche San Nicolò, durch die Kasbah bis zur schönen Piazza Repubblica mit ihren imposanten Barockbauten, der Kathedrale und dem Bischofspalast. Auch das Collegio dei Gesuiti lohnt einen kurzen Abstecher, dessen Kirchendach bei einem Erdbeben einstürzte und uns heute als stuckverzierte barocke Kirchenruine unter freiem Himmel entgegentritt.
Ein ganz besonderer Höhepunkt bei einem Besuch von Mazara ist aber der Besuch des kleinen Museo del Satiro Danzante. Das Museum ist eine heute profanierte Kirche und nur einer einzigen Skulptur gewidmet. Es handelt sich dabei um den Torso einer griechischen Bronzeplastik von fast mystischer Ästhetik aus dem 4. Jahrhundert vor Christus, dem Satiro Danzante (tanzender Satyr). Die Skulptur wurde 1998, aus 500 m Tiefe, per Zufall von Fischern, aus dem Meer vor Mazara wieder ans Licht der Welt gebracht. Nach aufwändiger Restaurierung in Rom kann der Satyr seit 2003 in diesem nicht weniger ästhetischen Museumsbau besichtigt werden.
Um eine weitere faszinierende Antike Statue, dieses Mal aber in Marmor, geht es unter anderem beim Besuch auf der der Inseln Mozia. Mozia liegt in etwa im Zentrum der großen Laguna dello Stagnone (s. Satellitenbild). Ähnlich wie Venedig heute, trug diese Insel während der Antike eine Stadt, die vom Wasser der Lagune umgeben war. Das karthagische Motya wurde im 8. Jahrhundert vor Christus gegründet. Nach der Zerstörung durch Dionysios I. von Syrakus im 4. Jahrhundert v. Chr., wurde die Insel nie mehr umfangreicher besiedelt, weshalb sie für heutige Archäologen eine wahre Fundgrube darstellt. Die Insel und damit die gesamte karthagische Stadt hatte eine Größe von etwa 45 Hektar. Die schiere Größe des Geländes ist ein Grund, weshalb die Ausgrabungen, deren Anfänge zwar schon ins 19. Jahrhundert zurückgehen, erst in den Anfängen stecken.
Einiges ist schon ausgegraben, wie z.B. Teile der Stadtmauern und Tore, der Koton genannte Hafen, das Tophet, etc., was wir auf unserem schönen entspannten Spaziergang über die Insel auch alles sehen werden. Auf Mozia, das wir mit einem kleinen Boot über die Lagune erreichen, gibt es ebenfalls ein kleines aber feines Museum. Das Paradestück des Museums ist der so genannte Jüngling von Mozia (s. Bild). Es handelt sich um eine etwa 2 m große Marmorstatue aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert. Einst bunt bemalt, tritt uns der typisch androgyne Jüngling heute nur noch als blendendweißer Torso mit fehlenden Armen, dafür aber vielleicht umso faszinierender entgegen.
Am Tag mit der besten Wettervorhersage fahren wir mit dem Tragflügel- oder Schnellboot von Trapani aus auf die größte der Egadischen Inseln Favignana. Vor einer herrlichen Landschaftskulisse geht es nach der Ankunft vom kleinen Hafen zu Fuß durch den malerischen Ort mit etwas Zeit für einen Cappuccino oder Espresso auf einem der kleinen Plätze, bevor wir uns auf den Weg zur großen Tonnara (historische Thunfischfabrik) am Rande des Ortes aufmachen.
Die Dimensionen der einst größten Tonnara Siziliens sind gewaltig. Wären sie etwas höher und gäbe es nicht überall die für den Thunfischfang nötigen Utensilien, fühlte man sich in den riesigen überwölbten Produktionshallen wie in einer Kathedrale. Nirgendwo sonst auf Sizilien kann den historischen Thunfischfang und seine Technik besser nachvollziehen als hier. Und das alles in wirklich hervorragend restaurierten, überwältigenden Räumen. Zwischen Tonnara und Ort gibt es einen kleinen Sandstrand und für jene die möchten, ist selbstverständlich auch noch etwas Zeit für ein erfrischendes Bad im Meer.
10. Tag: Heimreisetag
Transfer zum Flughafen und Rückflug
Änderungen vorbehalten
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Detailliertes Reiseprogramm